Leseempfehlungen

Dienstag, 29. September 2009

{Rezension} Rattentanz von Michael Tietz


Gebundene Ausgabe: 840 Seiten
ISBN: 3937357378
Genre: Deutscher Thriller / Endzeitthriller
Erscheinungsdatum: 12. Januar 2010 / 3. Auflage
Preis: 22,80 €


Dummejungenstreich entwickelt sich zum Super-Gau

Zwei Teenager haben nichts für Biologie und Geschichte übrig und entwickeln einen Virus, der am Tag der Prüfungen den Schulcomputer ihres Gymnasiums lahm legen soll. Allerdings unterläuft ihnen ein kleiner, aber schwerwiegender Fehler. Anstelle dem Virus für seine Verbreitung 40 Tage Zeit zu geben, verirrt sich noch eine Null an die Zahl und so aktiviert er sich erst nach 400 Tagen. Und somit hat er mehr als genug Zeit, sich in der ganzen Welt zu verbreiten, bis er am 23. Mai aktiv wird und das Stromnetz der gesamten Welt außer Kraft setzt.

Was für eine Idee! So einfach wie genial! Haben wir uns nicht alle schon mal überlegt, was passiert, wenn die Strom- und Wasserversorgung komplett ausfällt? Ohne Licht, Strom, Wasser, Handy, PC, Radio, Fernseher, Geld etc. auskommen zu müssen und somit auch ohne Nachrichten und Informationen zu sein und nicht zu wissen, was los ist? Welche Auswirkungen dies alles auf unser heutiges Leben hat? Genau diesen Alptraum schildert Michael Tietz in seinem Debütroman. Und dies mit einer Intensität, dass einem nur angst und bange werden kann.

Überdeutlich skizziert er ein Szenario, in dem die Spezies Mensch sich auf das einzige konzentriert, was wichtig ist: Um jeden Preis das eigene Überleben sichern. Eindringlich und erschrecken zeichnet er ein Bild des Chaos. Schon wenige Stunden nach dem Stromausfall beginnen die Plünderungen, ein Menschenleben zählt nicht mehr, die Polizei ist machtlos und was wir unter Zivilisation verstehen, existiert plötzlich nicht mehr. Allerdings zeigt er auch, dass trotzdem die Menschlichkeit noch zählt. So rücken die Menschen in ihrer Notlage enger zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Aber natürlich gibt es auch hier immer wieder welche, die nur ihre eigenen Interessen vor Augen haben.

Den "roten Faden" des Buches bilden die Einwohner des kleinen Dorfes Wellendingen im Schwarzwald. Ihre Charaktere beschreibt er so facettenreich und vor allem realistisch, dass man sich schnell in einzelne Personen hineinversetzen kann bzw. Charaktere erkennt, denen man selbst schon begegnet ist. Also Menschen, wie Du und Ich. Wirkliche Protagonisten in der Geschichte gibt es nicht wirklich, da einfach zu viele unterschiedliche Personen mitwirken. Das Hauptaugenmerk liegt aber meist bei Eva Seeger, ihrem Mann Hans und ihrer Tochter Lea. Eva arbeitet als Krankenschwester im benachbarten Donaueschingen und während ihre Tochter bei den Nachbarn gut aufgehoben ist, versucht sie mit Hilfe des Polizisten Joachim Beck sich zu Fuß die knapp 30 km nach Wellendingen durchzuschlagen. Was sich beileibe einfacher anhört als es ist. Ihr Mann Hans befindet sich dienstlich in Schweden und seine "Reise" nach Hause wird ebenfalls sehr eindringlich geschildert.

Fazit: Alles in allem ein faszinierender, beklemmender und äußerst spannender Thriller, der uns ein ums andere Mal den Spiegel vorhält und nach Beendigung nachdenklich zurücklässt.

Mittwoch, 23. September 2009

{Rezension} Survivor von Tom Cain

Übersetzer: Angela Koonen
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3404162714
Genre: Thriller Allgemein
Erscheinungsdatum: 28. Juli 2009
Preis: 8,95 €


Beschwerlicher und zäher Weg zurück ins Leben

Samuel Carver befindet sich nach den Folterungen, die ihm im Vorgängerbuch zugefügt wurden, in einem Genfer Sanatorium. Hilflos und verängstigt versucht er mühevoll, zu seinem alten Leben zurückzufinden. Scheinbar aussichtslos. Einzig seine Freundin Aliks und sein bester Freund Larsson unterstützen ihn. Zur gleichen Zeit verschwindet eine Liste aus Russland, in der die Koordinaten und die Codes von 100 russischen Kofferatombomben aufgeführt sind, die rund um den Erdball platziert wurden. Waylon McCabe, ein Top-Terrorist, setzt alles daran, diese Liste zu erhalten, um sie an Ostern zeitgleich zu zünden. Und er hat Hilfe aus allerhöchsten Kreisen. Diese Aktivitäten bleiben jedoch nicht unentdeckt und rufen neben dem russischen auch den englischen und amerikanischen Geheimdienst auf den Plan. Allerdings weiß bis auf einen Mann niemand, wie McCabe aussieht. Doch dieser liegt immer noch im Genfer Sanatorium und versucht, sein Gedächtnis wiederzuerlangen.
 
Im Gegensatz zum Vorgänger "Target" benötigt der Thriller dieses Mal geraume Zeit, bis sich die Spannung aufbaut. "Survivor" steigt genau da ein, wo der Vorgänger aufgehört hat und so kann man erst einmal mit verfolgen, wie Aliks bemüht ist, die teuren Sanatoriumskosten für Carver aufzubringen. Während dieses Bemühens setzt sich Olga Schukowskaja, die stellvertretende russische Geheimdienstchefin und ihre ehemalige Vorgesetzte, mit ihr wegen eines neuen Auftrags in Verbindung. Im Gegenzug würde der Geheimdienst die Kosten für Carvers Klinikaufenthalt übernehmen. Aliks bleibt nichts anderes übrig, als hierauf einzugehen. Als Carver feststellt, dass Aliks ihn nicht mehr besucht, erleidet er einen Schock, der ihm sein Gedächtnis wieder zurückbringt und mit Hilfe seines Freundes Larsson findet er zu seinen alten Kräften zurück. Dann macht er sich auf die Suche nach Aliks. Hierbei wird er vom englischen Geheimdienst unterstützt, die sich aber natürlich diese Hilfe auch "bezahlen" lassen.

So schön so gut! Allerdings kam mir die abrupte Heilung von Carver dann doch etwas plötzlich und unglaubwürdig vor. Mag sein, dass Schockmomente zur Heilung einer Amnesie wirkungsvoll sind, aber das war dann doch etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Und dass Carver binnen drei Wochen wieder so fit und ohne jegliche psychischen Probleme sein soll, obwohl er ein halbes Jahr nur bettlägerig und psychisch labil war, na ja! Aber Schwamm drüber, bei einem Actionthriller zählt nicht immer unbedingt die Logik, da ist die Spannung wichtiger. Und an dieser Stelle - etwa ab der Hälfte des Buches - fängt wenigstens die Story auch an, richtig spannend zu werden und das Niveau von "Target" zu erreichen.

Man trifft während des Lesens auf viele alte Bekannte aus dem Vorgänger wieder, aus diesem Grund wäre es auch sinnvoll, zuerst diesen zu lesen, da ansonsten einiges etwas unklar sein könnte. Was mich jedoch auch etwas gestört hat war, dass die Figur von Carver dieses Mal seltsam blass bleibt. Hatte man im 1. Teil sofort einen Bezug zu ihm erhalten, bleibt er hier ziemlich konturenlos. Genauso erging es mir auch bei Aliks. Ihr Verhalten ist zwar schlüssig erklärt, aber irgendwie bleibt ihre Figur oberflächlich.


Die Handlungsstränge um Carver, Aliks und McCabe verknüpfen sich im Lauf des Thrillers und Tom Cain gelingt es wieder gut, Fiktion und Wahrheit eines brisanten Themas in einen spannenden Thriller zu packen. Und so ist ihm alles in allem ein guter Thriller gelungen, der durch seinen schnörkellosen, direkten Schreibstil recht gut unterhält. Aber auch nicht mehr.

Montag, 21. September 2009

{Rezension} Tödliche Gaben von u.a. Simon Beckett, Oliver Bottini, Sebastian Fitzek, Felicitas Mayall ...

 
Gebunene Ausgabe: 224 Seiten
ISBN: 3805208839
Genre: Thriller Allgemein / Kurzgeschichten
Erscheinungsdatum: 28. September 2009
Preis: 14,90 €

Kurzgeschichten zur Weihnachtszeit

Das dünne, gebundene Buch umfasst rund 200 Seiten und enthält insgesamt elf Weihnachtskurzgeschichten von namhaften Autoren samt deren Vita. Mit der Kurzgeschichte von Simon Beckett wird für dieses Buch geworben und auch die Aufmachung lässt einen in dem Glauben, dass es sich hier um einen neuen David-Hunter-Thriller handelt. Weit gefehlt!

Simon Beckett – Schneefall
Die Kurzgeschichte ist gerade mal 10 Seiten lang und David Hunter ermittelt in den Highlands. Dort wurden die Leichen einer Frau und einem Baby gefunden. Durch die Kürze der Geschichte kommt absolut keine Spannung auf, sondern man hat das Gefühl, dass Simon Beckett hier ein Kapitel für seinen neuen Thriller geschrieben hat.
1 Stern

Oliver Bottini – Die Rückkehr des Mörders
Der 24 Seiten umfassende Krimi fesselt einen schon nach der ersten Seite. Hier merkt man deutlich, dass einer der besten deutschen Autoren am Werk ist. Erzählt wird die Geschichte eines Kommissars, der vor rund 14 Jahren einen Mörder ins Gefängnis gebracht hat und dieser, jetzt vorzeitig entlassen, sich auf dem Weg in seine Heimatstadt befindet.
5 Sterne

Chris Mooney – Verfluchte Liebe
Darby McCormick wurde bei einem Einsatz vor einigen Monaten schwer verletzt. In ihrem aktuellen Fall muss sie sich noch einmal mit den damaligen Ermittlungen auseinandersetzen und gerät dabei selbst wieder in Gefahr. Atmosphärisch dicht und beklemmend erzählt Chris Mooney seinen Thriller, der einem die Angst von Darby deutlich spüren lässt.
4 Sterne

Friedrich Ani – Wo es dem Verbrecher schmeckt
Ruhig und trotzdem sehr unterhaltsam und spannend erzählt Friedrich Ani seinen Krimi, der um die Gier nach Geld gute Freunde zu Mördern werden lässt.
4 Sterne

Linwood Barclay – Wichteltod
In der Ich-Form lässt der Autor seinen Protagonisten seine Geschichte erzählen. Und so berichtet Zack dem Leser auf sehr unterhaltsame, spannende und stellenweise witzige Art und Weise seine Story. Dabei erfährt der Leser, wie ein toter Wichtel in den Kofferraum seines Autos gekommen ist.
5 Sterne

Leena Letholainen – Die Weihnachtssterne
Selbst an Heiligabend muss Maria Kallio ermitteln. Die kleine Tochter ihres Exfreundes wurde entführt und Maria begibt sich auf rund 20 Seiten auf die Suche nach seiner kleinen Tochter. Gewohnt spannend und lebendig hat Leena Letholainen ihren Kurzkrimi angelegt.
4 Sterne

Felicitas Mayall – Euer Wille geschehe
In ihrer Kurzgeschichte, die im Winter in München spielt, lässt die Autorin den Leser an den Gedanken und Wanderungen ihres Protagonisten Pater Ignazius teilhaben. Nicht wirklich spannend und stellenweise ermüdend.
2 Sterne

Jay Bonansinga – Der wahre Grund der Great Depression
Über 40 Seiten berichtet der Autor sehr unterhaltsam und spannend dem Leser, wie es „wirklich“ zur Großen Depression in Amerika des 20. Jahrhunderts kam. Absolut lesenswert
5 Sterne

Veit Heinichen – Der Baum
Kurz vor Weihnachten geraten die Töchter von Commissario Laurenti in Triest in eine Polizeikontrolle und rufen ihren Vater um Hilfe. Eine Rolle spielt hierbei noch ein Tannenbaum. Ganz nett und unterhaltsam, mehr aber auch nicht.
2 Sterne

Kate Pepper – Mit einem Schlag
Eine totkranke Sekretärin, ein verschlagener Chef und ein 2 Millionen Dollar Scheck. Kurz, spannend, unterhaltsam und nicht vorhersehbar.
4 Sterne

Sebastian Fitzek – Allein
Als der Psychotherapeut Jacob Sinner nach einem Spaziergang mit seinem Basset Romulus nach Hause kommt, sitzt ein Fremder in seinem Wohnzimmer. Angeblich wäre er sein Gewissen. Beklemmend, undurchsichtig, spannend und das Ende etwas rätselhaft.
4 Sterne

Alles in allem ein unterhaltsames Buch, in dem einige wirklich spannende Kurzgeschichten enthalten sind. Leider war ich bei der Vorbestellung des Buches auch der festen Überzeugung, dass es sich hierbei um einen neuen David-Hunter-Roman handeln würde. So war die Enttäuschung bei der Lieferung natürlich entsprechend groß. Allerdings hat sich meine Enttäuschung nach Beenden des Buches etwas gelegt.
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Was ich jedoch nicht so ganz verstehe, warum der Verlag das Buch jetzt schon heraus gebracht hat. Da die Geschichten ausschließlich um die Weihnachtszeit spielen, bietet sich das kleine Büchlein perfekt als Mitbringsel in der Adventszeit bzw. als Weihnachtsgeschenk an. Und da wir ja jetzt nach wie vor noch schöne warme Tage haben, fällt es einem doch stellenweise recht schwer, sich in die einzelnen Geschichten hinein zu versetzen. Hier hätte man doch ein wenig die Jahreszeit bei der Veröffentlichung beachten sollen.
 



Samstag, 19. September 2009

{Rezension} Verborgene Kammer von Corinna Kastner

Taschenbuchausgabe: 592 Seiten
ISBN: 340416279X 
Genre: Mystery Roman
Erscheinungsdatum: 12. Mai 2009
Preis: 8,95 €


Welches Geheimnis verbirgt die Kranichburg?

Stralsund im Sommer 2007. Die junge Schriftstellerin Viktoria Brand beendet ihre Lesereise und hängt noch ein paar Tage Urlaub im benachbarten Wustrow an. Bei einem Spaziergang entdeckt sie das Bild einer unbekannten Künstlerin, das sie sofort fasziniert kauft. Wieder daheim erfährt sie, dass der Kanzleipartner ihrer besten Freundin verstorben ist und der alte Herr ihr und einem ihr fremden Mann ein Haus mit Namen "Kranichburg" in Wustrow vermacht hat. Einzige Auflage: Sie muss mit Roman Marendorff zwei Monate zusammen in der Kranichburg leben. Obwohl sich weder Viktoria noch Roman einen Reim darauf machen können, warum ausgerechnet sie das Haus erben sollen, erklären sie sich doch mit den Bedingungen einverstanden und ziehen in die Kranichburg. Und hier entdecken sie ein Geheimnis, dass bis weit in die Vergangenheit zurückführt, in der auch das Bild, welches Viktoria so fasziniert hat, eine Rolle spielt.

Der Autorin ist es gelungen, ein Buch zu schreiben, dass gleichzeitig Krimi, Liebesroman und Familiensaga ist. Der Verlag bezeichnet das Buch als Romantik-Thriller, obwohl Thriller dann in meinen Augen doch etwas anderes ist. Aber über eins war ich mir nach den ersten Seiten absolut sicher: Hier einen wirklich exzellent geschriebenen Roman in den Händen zu halten.

Corinna Kastner beherrscht es perfekt einen sofort an das Buch zu fesseln. Ihr Schreibstil ist lebendig und so bildhaft, dass man sich problemlos die Gegend um Stralsund und vor allem die Kranichburg mit ihrem verwunschenen Garten vorstellen kann. Gleich schon zu Anfang versteht sie es geschickt, die Neugier ihrer Leser zu wecken. Und auch, wenn es ein wenig dauert bis die Story dann richtig losgeht, wird es einem zu keiner Zeit langweilig. Ab etwa der Mitte des Buches erhält die Geschichte noch einen zusätzlichen Handlungsstrang, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts spielt und die Geschichte von Marie und Doro erzählt. Und ab diesem Zeitpunkt ist es fast unmöglich, dass Buch noch aus der Hand zu legen. Während des Lesens ist man ständig am Miträtseln, wie nun die Geschichte rund um Marie und Doro weitergeht und welche Geheimnisse unbedingt verborgen bleiben sollen. Das Ende ist dann wirklich überraschend und eigentlich nicht voraussehbar.

Mühelos gelingt es Corinna Kastner auch, ihren Charakteren Konturen zu geben. Ihre Protagonistin Viktoria beschreibt sie als eine Frau Mitte Dreißig, die recht erfolgreich ihrem Beruf als Schriftstellerin nachgeht, außer ihrer besten Freundin Melli so gut wie keine Freunde hat und gerade eine langjährige Beziehung mit Mellis Bruder Henrik beendet hat. Roman ist ein erfolgreicher PR-Berater, der momentan im Meeresmuseum in Stralsund arbeitet und anfangs sehr undurchsichtig und verschlossen, ansonsten aber als sympathischer Mann Ende Dreißig dargestellt wird. Natürlich darf die obligatorische Liebesgeschichte zwischen den Beiden nicht fehlen, diese ist aber eher zweitrangig, im Vordergrund steht eindeutig die Auflösung um Maries rätselhaftes Leben.

Fazit: Corinna Kastner hat mit "Die verborgene Kammer" einen überaus spannenden und mysteriösen Roman geschrieben, der einen mühelos von der ersten Seite an fesselt.

Dienstag, 15. September 2009

{Rezension} Die 7 Sünden von James Patterson


Verlag: Limes Verlag
Übersetzer: Leo Strohm
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
ISBN: 380902550X
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 20. Juli 2009
Preis: 19,95 €


Die Luft ist raus

In der Umgebung von San Francisco werden reiche Ehepaare in ihrem Haus gefesselt zurückgelassen, während es in Brand gesteckt wird. Welches Motiv hinter diesen brutalen Morden steht ist für Lindsay Boxer und ihrem Kollegen Richard Conklin nicht ersichtlich und die Ermittlungen verlaufen anfangs im Sande. Gleichzeitig ist vor einigen Monaten der junge, schwer herzkranke Michael Campion verschwunden, dessen Leben sich von klein auf in der Öffentlichkeit abspielte. Als ein Zeuge auftaucht und Informationen präsentiert, die nie veröffentlicht wurden, gehen Lindsay und Richie der Spur nach. Diese führt sie zur Edel-Prostituierten Junie Moon.

So viel zu den beiden Fällen, die von Lindsay und ihrem Kollegen bearbeitet werden, in die aber natürlich auch wieder der komplette Womens Murder Club mal mehr, mal weniger involviert ist. Und so erhält man auch wieder ein wenig Einblick in das Privatleben der Frauen, wobei der Fokus dieses Mal neben Lindsay bei Yuki Castellano liegt.

Ja, und eigentlich geht man davon aus, wieder einen mega spannenden und atmosphärisch dichten Thriller rund um Lindsay und ihren Freundinnen in Händen zu halten. Aber weit gefehlt. Ich habe das Buch nach Beendigung ziemlich enttäuscht beiseite gelegt. Ja, die Story ist spannend und intelligent angelegt, keine Frage. Aber die Figuren, allen voran Lindsay, bleiben blass und fad. Durch die kurzen Kapitel liest sich das Buch recht schnell und flüssig, aber man erhält einfach keinen Bezug zur Story, sie wirkt abgehackt und atmosphärisch dicht umgesetzt ist wirklich etwas anderes.


Ich kann auch nicht unbedingt behaupten, dass ich mich während des Lesens gelangweilt habe, aber bei diesem Thriller handelt es für mich um so ein Buch, bei dem ich in 2 Wochen definitiv nicht mehr sagen kann, um was es in der Story ging. James Patterson gelingt es zu keiner Zeit, einen richtig an das Buch zu fesseln, zumal das Ende teilweise voraussehbar ist. So wirkt der Thriller wie jede x-beliebige Story. Nett, spannend, aber auch schnell wieder vergessen.


Sonntag, 13. September 2009

{Rezension} Splitter von Sebastian Fitzek


Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
ISBN: 3426198479
Genre: Deutscher Thriller / Psychothriller
Erscheinungsdatum: 02. Juni 2009
Preis: 16,95 €

Vergessen ... oder lieber doch nicht?!

Wie wäre es, wenn man alle schlechten, traurigen und peinlichen Erinnerungen einfach für immer vergessen könnte? Müsste doch eigentlich fantastisch sein. Man geht unbeschwert durchs Leben, muss sich keine Gedanken über sein Verhalten machen und wäre einfach nur glücklich und zufrieden. Oder aber brauchen wir diese Erinnerungen? Formen sie nicht unser Ich? Werden wir nicht erst auch durch unsere negativen Erfahrungen zu dem, was wir heute sind? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der neue Psychothriller von Sebastian Fitzek.

Marc Lucas ist ein gebrochener Mann. Durch einen Autounfall hat er seine Frau und sein ungeborenes Baby verloren. Er kam bei dem Unfall relativ glimpflich davon, nur ein kleiner Splitter steckt in seinem Nacken nahe an der Wirbelsäule. Um das „Wandern“ dieses Splitters zu verhindern, muss er regelmäßig Tabletten nehmen. Aus lauter Verzweiflung hatte er auf eine Annonce geantwortet, in der eine Privatklinik verspricht, unangenehme Erlebnisse mit Hilfe von Tabletten, die eine Teilamnesie herbeiführen, vergessen zu lassen. In seiner Verzweiflung antwortet er auf diese Annonce und der Alptraum beginnt.

Sebastian Fitzek hat wieder einmal einen atmosphärisch sehr dichten Psychothriller abgeliefert, der einen sofort fesselt und nicht mehr loslässt. Die Geschichte beginnt mit dem Ende, ohne dies jedoch zu verraten, aber schon ahnen lässt, dass man hier in einem Alptraum hineingeraten ist. Die Handlung ist für den Leser genauso verwirrend und beängstigend wie für seinen Protagonisten Marc. Man hat zu keiner Zeit des Buches auch nur die geringste Ahnung, worauf der Thriller hinausläuft. Und das erhöht die Spannung extrem, zumal die Atmosphäre der Story zu jeder Zeit sehr beklemmend und düster ist.

Allerdings bin ich bei dem Ende etwas Hin- und Hergerissen. Zum einen wirkt die Lösung für diese rasante Story etwas zu einfach, obwohl sie absolut glaubwürdig und schlüssig erklärt wird. Auf der anderen Seite zeigt Sebastian Fitzek hier mehr als deutlich, dass eine für die Betroffenen „einfache“ Lösung eines Problems total aus dem Ruder laufen kann.


Alles in allem ist Sebastian Fitzek mit „Splitter“ ein überaus spannender Psychothriller gelungen, der einen auch nach Beenden des Buches so schnell nicht mehr loslässt.

Mittwoch, 9. September 2009

{Rezension} Die Frau des Zeitreisenden von Audrey Niffenegger


Übersetzer: Brigitte Jakobeit
Gebundene Ausgabe: 832 Seiten
ISBN: 3596509831
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 13. Dezember 2006
Preis: 10,00 €


 Eine Geschichte, zum Träumen schön

Henry ist ein Zeitreisender! Durch einen Gendefekt hat er die Möglichkeit, ständig zwischen den Zeiten zu reisen. Auf einer dieser Reisen lernt er seine spätere Frau Clare kennen. Er ist 36 und Clare gerade sechs Jahre als sie sich das erste Mal begegnen. Immer wieder kehrt er als Erwachsener zur ihr zurück, während Clare langsam heranwächst. Irgendwann treffen sie dann endlich im Chicago der Gegenwart.

Henry leidet an dem sogenannten Chrono-Syndrom, was für ihn bedeutet, dass er seit jüngster Kindheit die Möglichkeit hat, durch die Zeit zu reisen, dies jedoch nie beeinflussen kann und somit nie weiß, in welcher Zeit er landet, noch wann die Zeitreise passiert. Und so trifft er sich auch des Öfteren als Kind, Jugendlichen oder als Erwachsenen selbst und immer wieder führt sein Weg zu Clare.

Die Handlung wechselt ständig zwischen Vergangenheit, Gegenwart und manches Mal auch der Zukunft und erzählt einem so nach und nach die Geschichte von Clare und Henry. Was bei der Zeitreise etwas erschwerend für Henry hinzukommt, ist, dass er jedes Mal nackt ankommt. So hat er das ein oder andere Mal recht pikante und auch brisante Erfahrungen zu machen. Da er natürlich dann auch über kein Geld verfügt, bringt ihn dies öfters mit der Polizei in Berührung, wenn er mal wieder versucht, sich etwas Geld und Kleidung zu beschaffen. Diese Szenen sind stellenweise sehr humoristisch von der Autorin beschrieben, vor allem, wenn er vor den Augen der Polizisten plötzlich wieder verschwindet.

Der Roman hat allerdings auch traurige und nachdenkliche Momente. So erzählt er sehr anschaulich auch die Schwierigkeiten von Henry, seinem Freundes- und Bekanntenkreis die Zeitreisen zu erklären, oder aber auch bei manchen Personen aus bestimmten Gründen, dies vor ihnen geheim zu halten. Was natürlich häufig zu Missverständnisse und Unverständnis führt. Auch bewerkstelligt die Autorin es problemlos, einem die Zeitreisen realistisch und erklärbar zu vermitteln, so hat der Roman rein gar nichts mit Science Fiction zu tun.

Herrlich erfrischend und keine Spur kitschig vermittelt Audrey Niffenegger einem ihre Liebesgeschichte von Clare und Henry. Diese wird mal aus Sicht von Clare berichtet, mal kann man Henrys Erinnerungen verfolgen. Die Gefühle von Clare und Henry zueinander, die Sorgen von Clare um Henry, wenn er wieder tagelang verschwunden ist und Henrys Versuche, sich gegen die Zeitreisen zu wehren, sind detailreich und lebendig beschrieben und so nehmen ihre Charaktere während des Lesens schnell Konturen an.

Fazit: Alles in allem ein wunderschöner Roman, der einen schmunzeln lässt, nachdenklich stimmt, zum Weinen bringt und einen die Zeit vergessen lässt.

Dienstag, 8. September 2009

{Rezension} Der Anwalt von John Grisham



Verlag: Heyne Verlag 
Übersetzer: Imke Walsh-Araya, Bea Reiter, Bernhard Liesen
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
ISBN: 3453266153
Genre: Amerikanischer Thriller / Justizthrller
Escheinungsdatum: 10. August 2009
Preis: 21,95 €


Alles, nur kein Justiz-Thriller

Kyle McAvoy ist ein junger, erfolgsversprechender Jurastudent kurz vor seinem Abschluss, der Angebote von den erfolgreichsten Anwaltskanzleien der USA bekommen hat. Er jedoch möchte einige Jahre in einer kleinen Organisation arbeiten, die sich für die Rechte der armen Bevölkerung einsetzt. Eines Tages erhält er Besuch von Bennie Wright. Dieser präsentiert ihm ein Video, in dem Kyle die Mitwisserschaft an einer Vergewaltigung vorgeworfen werden kann und somit wären seine beruflichen Ziele zerstört. Um die Veröffentlichung zu verhindern, müsste er das Angebot einer der renommiertesten Anwaltskanzleien in New York annehmen und Wright Informationen zu einem bestimmten Fall zukommen lassen. Da er für sich keine andere Möglichkeit sieht, nimmt Kyle diese Spionagearbeit an.

Geschickt spielt John Grisham in seinem neuesten Thriller mit der Neugier des Lesers. Die Handlung beginnt gleich mit dem Treffen von Kyle mit seinem Erpresser Wright, der seine Identität und seine Auftraggeber nicht preisgibt. Überzeugend skizziert er Kyle die Folgen, wenn er seinem perfiden Spiel nicht zustimmt und man kann während dieser Szenen sehr gut die Wut und Hilflosigkeit von Kyle spüren, diesem Mann ausgeliefert zu sein. Notgedrungen nimmt er die Anwaltsstelle bei Scully & Pershing an und hier beschreibt der Autor sehr anschaulich, die Ausbeutung der Junganwälte und deren stressiges und unter Schlafmangel leidendes Leben. Dabei schöpft John Grisham verständlicherweise aus dem Vollen und dies ist wirklich unterhaltsam umgesetzt.

Allerdings wäre Kyle nicht von so einer renommierten Kanzlei eingestellt worden, wenn er nicht intelligent und clever wäre und so fängt er nach und nach an, Material gegen diese mysteriöse Organisation zu sammeln. Ihm ist von Anfang an bewusst, dass jeder seiner Schritte von Wright und seinen Leuten beobachtet und dokumentiert wird und so muss er alle Register ziehen, um dies so unauffällig wie möglich zu tun. Hierbei erhält er auch Unterstützung von seinem alten Freund Joe, der ebenfalls in diesem erpresserischen Video zu sehen ist.

Seine Charaktere hat der Autor gewohnt sauber herausgearbeitet und detailreich beschrieben. So gelingt es einem mühelos, sich in die Situation von Kyle hineinzuversetzen und Verständnis für sein Handeln aufzubringen und dieselben negativen Gefühle für Wright und seine Organisation zu empfinden, wie er selbst.

Eine richtige Spannung baut sich eigentlich während des gesamten Buches nie richtig auf, jedoch erzählt John Grisham so unterhaltsam und flüssig, dass zu keiner Zeit Langeweile aufkommt und man sich immer wunderbar unterhalten fühlt. Es sind einige interessante, stellenweise auch vorhersehbare, Wendungen eingebaut und das Geheimnis um die mysteriöse Organisation und die verzweifelte Auflehnung von Kyle lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen.


Fazit: Alles in allem ein wirklich gelungener, sehr unterhaltsamer Roman. Jedoch, und deswegen auch nur 4 Sterne, hat mich der Schluss doch etwas enttäuscht. Es bleiben einfach zu viele Fragen offen, die mich schon brennend interessiert hätten. Allerdings lässt das Ende auch auf eine mögliche Fortsetzung hoffen.

Montag, 7. September 2009

{Rezension} Target von Tom Cain


Übersetzer: Angela Koonen, Rainer Schumacher
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3404158792
Genre: Thriller Allgemein
Erscheinungsdatum: 07. August 2009
Preis: 8,99 €

Perfekte Mischung aus Fiktion und Wahrheit

Samuel Carver ist ein Berufskiller, der im Auftrag höchster Regierungskreise Menschenhändler, Terroristen und Verbrecher eliminiert. Er fragt nie nach deren Identität, sondern erledigt nur gewissen- und profihaft seinen Auftrag. So überlegt er auch nicht lange, als er von seinem Kontaktmann für einen Mord nach Paris bestellt wird. Der Auftrag ist schnell erledigt, allerdings muss er dabei feststellen, dass ein Russenpärchen zwecks seiner Ermordung auf ihn angesetzt wurde. Als er die junge Russin Aliks stellen kann und Beide feststellen, dass sie den selben Auftrag hatten und ihre Auftraggeber anschließend ihre gegenseitige Ermordung geplant hatten, beschließen sie zusammen zu arbeiten. Als sie kurz darauf noch erfahren, wem das Attentat gegolten hatte, setzen sie alles daran diese Hintermänner zu ermitteln. Und ehe sie es sich versehen, sind sie die meistgesuchtesten Menschen in Europa.
 
Schon nach den ersten Seiten hat man das Gefühl, sich mitten in einem guten Actionfilm zu befinden, so rasant und actionreich lässt Tom Cain seinen Thriller beginnen. Durch die stellenweise recht kurzen Kapitel und seinen nüchternen, fesselnden Schreibstil gelingt es ihm mühelos, einen sofort in die Story eintauchen zu lassen und ein Herauskommen ist bis zum Schluss schier unmöglich.

Die Handlung ist auf mehrere Erzählstränge ausgelegt, sodass man ständig aus verschiedenen Blickwinkeln die Story erzählt bekommt und stellenweise auch mehr Informationen als Carver erhält. Der Fokus der Erzählung liegt aber eindeutig bei Carver.

Diesen schildert Tom Cain als intelligenten Mann Mitte Dreißig, der jahrelang bei der britischen Armee gedient hat und hier auch einige Spezialausbildungen erhalten hat, die ihm das Überleben in seinem Beruf sichern. Allerdings gibt es neben der harten, professionellen auch noch eine andere Seite an Carver. So ist er auch ein an sich zweifelnder, selbstkritischer, verletzlicher und ausgepowerter Mann, der sich eigentlich nichts mehr wünscht, als endlich seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Auch die anderen Charaktere - allen voran Alexandra (Aliks) Petrowa - sind facettenreich angelegt, sodass so schnell die entsprechenden Sympathien und Antipathien entstehen, wobei die Russen hier mal wieder durchweg den bösen Part inne haben.

Alles in allem ist Tom Cain mit "Target" ein äußerst rasanter und extrem spannender Actionthriller mit einem sympathischen Protagonisten gelungen. Die Mischung aus Fiktion und Tatsachen um ein Fall in den späten 1990er, der bis heute noch die wildesten Verschwörungstheorien mit sich bringt, ist wirklich perfekt gelungen.

Freitag, 4. September 2009

{Rezension} Flammenbrut von Simon Beckett


Verlag: rororo Verlag
Übersetzer: Michaela Link
Taschenbuchausgabe: 400 Seiten
ISBN: 3499249162
Genre: Englischer Thriller
Erscheinungsdatum: 01. August 2009
Preis: 9,95 €

Der Thrill kommt erst zur Mitte hin

Nach einer gescheiterten Beziehung mit Paul lebt Kate Powell seit 3 Jahren allein. Sie ist Chefin einer kleinen PR-Agentur, die langsam Erfolge zeigt. Allerdings fühlt sie sich in ihrem Leben, das sich ausschließlich um ihren Beruf dreht, nicht ausgefüllt. Immer mehr reift in ihr der Gedanke, ein Baby zu bekommen, jedoch ohne Vater. Trotz der anfänglichen Widersprüche ihrer Freundin Lucy, entschließt sich Kate zu einer künstlichen Befruchtung. Doch will sie keinen anonymen Samenspender, den Erzeuger ihres Kindes möchte sie selbst aussuchen und gibt eine Annonce auf. Alex Turner, ein junger Psychologe, meldet sich. Kate trifft sich mit ihm und nach und nach reift in ihr das Gefühl, dass Alex der richtige Erzeuger für ihr Baby zu sein scheint.

Bis etwa zur Mitte des Buches lernt man Kate und ihre Gründe für eine künstliche Befruchtung kennen. Sie ist eine Frau Mitte Dreißig, die nach einer gescheiterten Beziehung mit dem selbstgefälligen Macho Paul, von der Männerwelt enttäuscht ist und keine neue Beziehung mehr eingehen will. Auch wenn sie anfangs von Selbstzweifeln und auch von Scham über ihr Vorhaben geplagt ist, geht sie doch stur ihren Weg. Auch die Bedenken ihrer besten und einzigen Freundin Lucy können sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Diese ist eine zweifache Mutter und Ehefrau und hat anfangs überhaupt kein Verständnis für Kate, steht ihr aber trotzdem bei. Die Diskussionen der Beiden über das Für und Wider, Annonce oder doch anonymer Spender, füllen einige Kapitel des Buches.

Als Kate schließlich durch die Annonce Alex kennenlernt, einen jungen, etwas verschüchtert wirkenden Psychologen, scheint alles perfekt. Doch wird man während des Lesens das Gefühl nicht los, dass Alex in irgendeiner Form merkwürdig ist. Er zeigt wenig Selbstbewusstsein, benimmt sich untypisch für einen Psychologen, ist aber ansonsten ein sehr liebenswürdiger und hilfsbereiter Mann.

Und hier, ab etwa der Mitte des Buches, wird aus dem Roman auch ein Psychothriller. Plötzlich zieht die Story richtig gut an und wird überaus spannend. Wobei die vorherigen Seiten nicht wirklich langatmig sind. Die Diskussionen zwischen Kate und Lucy, Kates Herangehen an die künstliche Befruchtung und ihr Kennenlernen von Alex ist unterhaltsam beschrieben, allerdings kein Thriller.

Simon Beckett geht sehr gefühlvoll und gut recherchiert an das Thema "Künstliche Befruchtung" heran. Die Gefühlswelt von Kate zeichnet er zu jeder Zeit sehr authentisch und absolut nachvollziehbar. Jedoch liegt hier meines Erachtens zu sehr der Schwerpunkt. Bis der Thriller richtig beginnt, ist er auch fast schon wieder zu Ende. Hier hätte ein bedeutend kürzerer Einstieg der Story gut getan.


Ansonsten ist der Roman unterhaltsam, selten langatmig und sein flüssiger Schreibstil überzeugt, sodass man sich eigentlich während des kompletten Buches gut unterhalten fühlt. Allerdings sorgt der Prolog dafür, dass die Geschichte nach gut der Hälfte vorhersehbar ist, was allerdings nicht sonderlich ins Gewicht fällt.

Donnerstag, 3. September 2009

{Rezension} Verhängnisvolles Schweigen von Peter Robinson


Verlag: Ullstein Verlag 
Übersetzer: Andree Hesse
Taschenbuchausgabe: 400 Seiten
ISBN: 3548280668
Genre: Englischer Krimi
Erscheinungsdatum: 01. August 2009
Preis: 8,95 €


Eine Mauer des Schweigens

Beim Bergwandern in den Dales findet ein Tourist in einem Wald in Swainshead eine bis zur Unkenntlichkeit verweste Leiche. Chief Inspector Alan Banks und sein Team von der Mordkommission in Eastvale nehmen die Ermittlungen auf. Doch diese gestalten sich anfangs als schwierig, da niemand in dem kleinen Dorf in Swainshead etwas mitbekommen haben will. Als dann endlich die Identität des Toten geklärt wird und es sich bei diesem um einen ehemaligen Bewohner des Dorfes handelt, müssen sich Banks und sein Team mit einer Mauer des Schweigens auseinandersetzen. Viele scheinen ein Motiv zu haben, doch kein Bewohner scheint die Ermittlungen der Polizei unterstützen zu wollen. Und was die ganze Sache noch brisanter macht ist die Tatsache, dass 5 Jahre zuvor bereits ein Privatdetektiv ermordet wurde und am selben Tag eine junge Frau aus dem Dorf verschwand. Der Mord wurde nie geklärt, ebenso wenig das Verschwinden. Gibt es hierbei Gemeinsamkeiten mit dem aktuellen Fall.

In seinem vierten Fall ermittelt Alan Banks in einem kleinen englischen Dorf und sieht sich dort einigen Schwierigkeiten gegenüber. Die Bewohner sind zwar freundlich, es ist jedoch deutlich beim Lesen zu spüren, dass hier einige Geheimnisse bewahrt werden sollen und so sind einige der Charaktere auch sehr undurchsichtig angelegt.

Das Leben und die Schwierigkeiten (Arbeitslosigkeit, Tristesse, Landwirtschaft) werden einfühlsam erzählt und auch die Schilderungen der Landschaft sind sehr anschaulich, sodass man sich rasch ein Bild der Menschen und der Gegend machen kann und auch die Perspektivlosigkeit der "kleinen Leute" zur Zeit der Thatcher-Regierung spürt. Dies hat Peter Robinson wieder gewohnt atmosphärisch sehr dicht umgesetzt.

Der Krimi beginnt ohne große Vorgeschichte sofort mit dem Mord in den Dales und den anschließenden Ermittlungen, die dieses Mal DI Banks bis nach Kanada führen, sodass sich die Spannung praktisch von Anfang an einstellt und sie sich auch kontinuierlich über das ganze Buch bis zum fulminanten Ende hin hält.

Gewohnt einfühlsam und lebendig beschreibt der Autor wieder die Charaktere des Buches, allen voran natürlich Alan Banks, wobei hier sein Privatleben eher im Hintergrund steht und der Fokus auf der Ermittlungsarbeit liegt.


Alles in allem ist Peter Robinson mit seinem 4. Fall um seinen Protagonisten Alan Banks wieder ein atmosphärisch dichter und spannender Krimi gelungen, der einen zu jeder Zeit gut unterhält.

Mittwoch, 2. September 2009

{Rezension} Bergfriedhof von Marcus Imbsweiler


Verlag: Gmeiner Verlag 
Taschenbuchausgabe: 419 Seiten
ISBN: 3899777425
Genre: Deutscher Krimi / Heidelberg
Erscheinungsdatum: Juli 2007
Preis: 11,90 €


Der etwas andere Privatdetektiv

Ende April wird Max Koller, mehr oder wenig erfolgreicher Privatermittler, abends um elf Uhr von einem unbekannten Klienten auf den Bergfriedhof in Heidelberg bestellt. Kaum dort angekommen, stolpert er auch schon über eine Leiche mitten auf einem Grab liegend. Als sein Klient ankommt und die Leiche sieht, zieht er seinen Auftrag zurück und bietet Max 5.000 € als "Schweigegeld" an. Doch Max lässt seine Neugier keine Ruhe, vor allem, als am nächsten Tag die Leiche spurlos verschwunden ist. Schnell ermittelt er die Identität seines vermeintlichen Auftraggebers, der mit allen Mitteln weitere Nachforschungen von Seiten Kollers verhindern will. Da geschieht ein weiterer Mord und Koller gerät in echte Schwierigkeiten.

In sehr unterhaltsamer Art und Weise lässt Marcus Imbsweiler seinen Protagonisten in Heidelberg ermitteln. So hat Max Koller keine Probleme damit, für seine Ermittlungen gute Freunde und Bekannte einzuspannen, dies natürlich kostenlos; er ist sich nicht zu schade, auch mal handfest einen möglichen Zeugen bei einer Schlägerei zu unterstützen; und vor kleinen Einbrüchen schreckt er auch nicht zurück, wenn diese zum Ziel führen. Was ihm allerdings meist mehr Schwierigkeiten einbringt, als dass er der Lösung des Falls näher kommt.

Der in der Ich-Form erzählte Krimi strotzt vor Selbstironie. Max ist ein etwas verkappter Privatdetektiv Mitte bis Ende Dreißig, der sich selbst nicht so ernst nimmt, sein Leben genießt, gutes Essen zu schätzen weiß, die Wahrheit liebt und seine Ermittlungen auf etwas unkonventionelle Art durchführt. Zu seiner Exfrau Christine pflegt er eine lockere, platonische Beziehung und seine ständigen Zwiegespräche lassen einen des Öfteren schmunzeln. Auch die übrigen Charaktere sind facettenreich beschrieben, haben Ecken, Kanten, Fehler und Schwächen, sodass sie schnell Konturen annehmen.

Dadurch, dass die Story auf dem Bergfriedhof beginnt, ist die Spannung sofort vorhanden und da man bis zum Schluss nicht mehr über das Motiv und die Beweggründe des geheimnisvollen Auftraggebers weiß wie Max auch, hält sich die Spannung mühelos bis zum Schluss.


Mit seinem Debüt "Bergfriedhof" ist Marcus Imbsweiler ein spannender, unterhaltsamer Krimi gelungen, der mit einem guten Schuss Lokalkolorit daherkommt.

Weitere Krimis mit Max Koller sind bereits erschienen und heißen:
  • Schlussakt: Max Kollers zweiter Fall 
  • Altstadtfest: Kollers dritter Fall