Leseempfehlungen

Mittwoch, 30. Juni 2010

{Rezension} Mariana von Susanna Kearsley


VerlagPiper Verlag
Übersetzer: Karin Diemerling
Taschenbuchausgabe: 349 Seiten
ISBN-10: 3492248098
Genre:  Mystery Roman
Erscheinungsjahr: 1999
Preis: 9,95 €

 

Das Geheimnis der „Grünen Frau“

Weil ihr Vater sich bei einer Heimfahrt mit dem Auto verfahren hatte, sieht die fünfjährige Julia durch Zufall in dem kleinen Städtchen Exbury ein altes Bauernhaus. Sofort beschließt sie, dass dies ihr Haus ist. Rund 15 Jahre später verfährt sich dieses Mal Julia selbst und trifft wieder auf dieses alte Bauernhaus, doch es müssen erst nochmal acht Jahre vergehen, bis sie das Haus wiederfindet, das sie so magisch anzieht. Und nun kauft sie es endlich und zieht glücklich von London nach Exbury. Schnell freundet sie sich mit der Dorfgemeinschaft an. Allerdings geschehen auch einige Merkwürdigkeiten. Sieht sie doch immer wieder einen Mann auf einem grauen Pferd, den sonst niemand sieht und plötzlich erlebt sie so etwas wie Tagträume, die sie in das 17. Jahrhundert katapultieren und sie die junge Mariana sein lässt. Ein Geheimnis umgibt Mariana, hinter das Julia unbedingt kommen möchte und schon bald „reist“ sie bewusst immer wieder ins Jahr 1665, um zu erfahren, welche Verbindung zwischen ihr und Mariana besteht.

Susanna Kearsley gelingt es mühelos ihrer Geschichte eine herzlich, warme Atmosphäre zu geben. Dies ist auch bedingt durch ihren fesselnden und sehr flüssigen Schreibstil, der einen das Buch kaum aus der Hand legen lässt.  Sie lässt ihre Protagonistin selbst ihre Geschichte wie auch die Erlebnisse von Mariana erzählen und so erhält man schon schnell einen sehr guten Einblick in den Charakter von Julia. Und so vermittelt die Autorin dem Leser auch sehr gut die verständlichen Zweifel, die Unsicherheit und auch die Neugier von Julia, die sie durch die Zeitreisen empfindet. Stellenweise ist das Gleiten zwischen Vergangenheit und Gegenwart so fließend, dass man selbst erst nach 2-3 Sätzen merkt, dass sich die Zeit geändert hat, was gut das Gefühl vermittelt, welches Julia empfindet. Denn auch für sie kommen diese Wechsel fast ohne Vorankündigung und erst mit der Zeit lernt sie, diese teilweise zu steuern.

Die Geschichte ist eine absolut gelungene Mischung zwischen Mystik  und Realität und der Autorin gelingt es problemlos, einem die Story glaubhaft zu vermitteln. Zudem überrascht der Roman immer wieder mit interessanten Wendungen, ist durchweg sehr unterhaltsam mit einen guten Schuss trockenem Humor erzählt, besonders zum Ende hin auch wirklich spannend und lässt einen während des Lesens schmunzeln, lachen, nachdenklich und traurig sein. Eine absolut perfekte Mischung.

Julia Beckett ist eine junge, gesellige, offenherzige Illustratorin, die auch mal wunderbar über sich selbst lachen kann und vor allem sehr neugierig ist. Anfangs noch glaubt sie verständlicherweise, dass sie verrückt werden muss, wie sonst lassen sich solche Zeitreisen bzw. Tagträume erklären. Doch ihr ziemlich unorthodoxer Bruder, der sinnigerweise den Namen Thomas Beckett trägt und als anglikanischer Pfarrer in der Nachbargemeinde Hampshire lebt, glaubt ihren Erlebnissen und unterstützt sie dabei, hinter das Geheimnis von Mariana zu kommen.

Und auch die weiteren Charaktere angefangen von Vivian, die im dorfeigenen Pub arbeitet und sich als wunderbare Freundin entwickelt, wie auch der schottische Landwirt und leidenschaftliche Gärtner Ian Sumner und der gar nicht eingebildete und herrlich unkomplizierte Gutsherr Geoffrey de Morney sind sehr sympathische, facettenreiche Charaktere und so bildhaft beschrieben, dass man sie binnen kürzester Zeit vor Augen hat.

Fazit: Ein hervorragend gelungener Roman, der absolut nicht kitschig und in keiner Weise klischeehaft ist und von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhält.

Dienstag, 29. Juni 2010

{Rezension} Der goldene Thron von Katia Fox


Verlag:  Der Club Bertelsmann 
Gebundene Ausgabe: 767 Seiten 
ASIN: B003PUMVAE 
Genre: Historischer Roman 
Erscheinungsjahr: 2010 
Clubpreis: 18,99 €


Der berühmteste Ritter seiner Zeit

Normandie im 12. Jahrhundert. Der junge Guillaume le Maréchal steht als Knappe im Dienst von de Tancarville. Sein größter Wunsch ist es, eines Tages ein Ritter des Königs zu werden. Als er einige Jahre später seine Schwertleite erhält, tritt er in das Gefolge seines Onkels ein, welches für die Sicherheit des Königspaares auf Reisen zuständig ist. Bei einem Überfall kann Guillaume die Königin retten, wird dabei aber selbst gefangen genommen und einige Zeit später erst wieder befreit. Als Dank beauftragt Eleonore von Aquitanien ihn mit der Ausbildung ihres ältesten Sohnes Henry. Zusammen mit Henry und seinem Tross nimmt er sodann an vielen Turnieren teil und erkämpft sich den Ruf als tapferer Ritter, der loyal hinter seinen Herrscher steht. Selbst bei Henrys Revolution gegen seinen Vater, König Henry II., steht Guillaume treu hinter ihm. Als der junge König stirbt, nimmt Guillaume das Kreuz und begibt sich ins Heilige Land, um sein Versprechen gegenüber Henry, welches er ihm am Sterbebett gegeben hat, einzulösen.
 
Zurück vom Kreuzzug zwei Jahre später schließt sich Guillaume dem Gefolge von König Henry II. an und steht ihm ebenfalls bis zu dessen Tod treu zur Seite. Zwischenzeitlich heiratet Guillaume die irische Prinzessin Isabelle. Diese Heirat erhebt ihn in die Stellung eines Barons und so steigt Guillaume zu einem der mächtigsten Männer des Landes auf und wird auch von König Richard als Berater hoch geschätzt. Als Richard Löwenherz zum dritten Kreuzzug aufbricht, gehört Guillaume dem regierenden Rat an, der die Interessen des Königs während seiner Abwesenheit vertritt. Er ist auch einer derjenigen, der sich vehement für die Freilassung von Richard Löwenherz aus deutscher Gefangenschaft einsetzt. Auch bis zu dessen Tod hält Guillaume ihm stets die Treue und erweist sich als loyaler Vasall. 

Als Richards jüngster Bruder John Ohneland zum König gekrönt wird, tritt Guillaume auch in dessen Dienste. Doch nach rund 17 Jahren muss Guillaume auch diesen König zu Grabe tragen. Noch auf dem Totenbett hat König John Guillaume die Vormundschaft für seinen unmündigen Sohn Henry übertragen. Guillaume steigt somit zum Regenten des Königreichs auf und lässt den neunjährigen Henry III. zum König krönen. So erfüllt sich doch noch die Prophezeiung einer alten Wahrsagerin aus Köln, dass Guillaume der Ritter von fünf gekrönten Häuptern sein wird.

Katia Fox schildert sehr detailgenau und nah an den historischen Fakten angelehnt, das aufregende Leben von Guillaume le Maréchal, der zu den besten und berühmtesten Rittern seiner Zeit gehörte und loyal fünf Königen der Plantagenets gedient hat, bevor er im hohen Alter von mehr als 70 Jahren verstarb. 

Ihre Sprache ist gewohnt prall, bildgewaltig und farbenfroh, sodass man wieder einmal fast augenblicklich in die Geschichte und somit in das Leben von Guillaume der Maréchal eintaucht. Zur Mitte hin wirkt der Roman jedoch stellenweise wie eine Aneinanderreihung geschichtlicher Ereignisse und versprüht somit nicht durchweg den gleichen Charme wie die Vorgänger der Trilogie „Das kupferne Zeichen“ und „Der silberne Falke“.  Dadurch, dass Guillaume ein Ritter von 5 Königen war und somit ein mehr als ereignisreiches und bewegendes Leben führte, geht Katia Fox stellenweise sehr auf die Ränkespiele, politischen Machenschaften, Schlachten und Turnieren ein, was manchmal etwas ermüdend ist. Allerdings wird das Durchhalten mehr als belohnt, als der Fokus sich wieder mehr auf den Privatmenschen Guillaume legt und weniger der Ritter le Maréchal im Vordergrund steht. 

Neben dem Hauptstrang um Guillaume hat Katia Fox auch die Geschichte von Isabelle de Clare eingebaut, die spätere Frau von le Maréchal. Sie ist anfangs von der Ehe mit Guillaume in keiner Weise begeistert. Ist sie doch eine irische Prinzessin, die nur Verachtung den Normannen entgegenbringt. Doch die rebellische, liebenswerte, intelligente und warmherzige Prinzessin verfällt bald dem Charme von Guillaume und sie führen bis zu seinem Tod eine liebevolle und erfüllte Ehe.

Guillaume ist ein ehrlicher, mutiger, kämpferischer, oft an sich zweifelnder und treu ergebener Mann, der loyal hinter seinem jeweiligen Herrscher steht und ein Leben lang Ellen, der Schwertschmiedin, in Liebe verbunden ist. Als er jedoch feststellen muss, dass seine Jugendliebe, die auch einen Sohn von ihm hat, ihr Lebensglück bei Isaac gefunden hat, zieht er sich aus ihrem Leben zurück und wird bald glücklich mit Isabelle, seiner widerspenstigen irischen Prinzessin, die ihm mehrere Kinder schenkt. Allerdings behält er seinen Erstgeborenen William immer im Auge und sorgt auch indirekt dafür, dass dieser seinem Wunsch Falkner zu werden, erfüllen kann.

Interessant zu lesen sind die Erzählungen, in denen Guillaume und Ellen oder Guillaume und William aufeinander treffen und man so diese Szenen, die man bereits aus den vorherigen Bänden kennt, nun aus Sicht von Guillaume geschildert bekommt. Allerdings war ich auch etwas enttäuscht, denn gerade die Szenen mit Ellen kommen doch seltsam blass rüber und wirken stellenweise wie eine unwichtige Nebenhandlung und nicht wie wichtige, emotionale Ereignisse in Guillaumes Leben. Ellens aufmüpfiger, dickköpfiger, so liebenswerter Charakter wird zwar beschrieben, ist aber kaum greifbar und wirkt eher unterkühlt. Hier springt der Funke einfach nicht immer rüber. Für Leser, die die beiden vorherigen Bände nicht kennen, mag das nicht so vorkommen. Aber gerade wenn man sie kennt, freut man sich auf die Zusammentreffen und bleibt dann ein wenig enttäuscht zurück. Anders dagegen sind wieder die Szenen von William mit seinem Vater, hier spürt man die emotionale Bindung und man hat sofort wieder die Bilder aus „Der silberne Falke“ vor Augen.


Fazit: Mit ihren beiden Vorgängern hat Katia Fox die Messlatte extrem hoch gesteckt, an die „Der goldene Thron“ nicht ganz heranreicht, deswegen nur 4 Punkte. 
ABER: Mit „Der goldene Thron“ hält man einen durchweg sehr unterhaltsamen, stellenweise auch richtig spannenden Roman in Händen, der ein gelungener Abschluss einer wirklich hervorragenden Trilogie ist, welche die damalige ereignisreiche Zeit geschickt aus drei unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. 

{Leseeindruck} Die Rebenprinzessin von Corinna Neuendorf

Taschenbuchausgabe: 432 Seiten
ISBN: 9783548281711 
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 13. August 2010
Preis: 8,95 €





Katzenburg  im Sommer 1429, in einer stürmischen Gewitternacht verliert die zehnjährige Bella ihre Mutter bei der Geburt ihres Brüderchens. Auch der kleine Junge überlebt nicht. Bella schwört sich, niemals zu heiraten. 8 Jahre später. Bella lebt mittlerweile in einem Kloster und ihre ganze Liebe gilt dem klösterlichen Weinberg. Hier fühlt sie sich wohl, kann nachdenken und zur Ruhe kommen. Doch mit diesem friedlichen Leben scheint es vorbei zu sein, als ihr Vater, der Graf von Katzenburg, ihr eine Nachricht zukommen lässt und sie nach Hause beordert.

Die Inhaltsangabe deutet an, dass diese Geschichte nach dem bekannten Muster gestrickt ist: Junge Frau soll Mann heiraten, den sie nicht liebt, ist in jemand anderen verliebt, ein dunkles Geheimnis umgibt ihn und zum Schluss – nach vielen Gefahren und Abenteuern – leben alle glücklich und zufrieden. Mag sein, dass sich auch diese Geschichte so entwickelt, allerdings ist in der Regel der Weg das Ziel. Und der wirklich sehr fesselnde, bildhafte, detailreiche Schreibstil  der Autorin lässt hoffen, hier wieder einmal einen atmosphärisch dichten, unterhaltsamen und auch spannenden Roman in Händen zu halten. Dann nimmt man auch gern in Kauf, dass sich die Geschichte vorhersehbar entwickeln könnte, vielleicht aber hat die Autorin noch die ein oder andere Überraschung in petto, wer weiß.

In jedem Fall ist die Leseprobe unterhaltsam zu lesen gewesen, besonders für Leser/-innen, die sich ein wenig für den Weinbau interessieren. Denn hierzu sind immer mal wieder kurzweilige Informationen eingebaut, die einen spüren lassen, dass die Reben einen wichtigen Platz im Leben der jungen Bella einnehmen.

Ja Bella, sie ist natürlich die Heldin: selbstbewusst, mutig und etwas dickköpfig. Aber so muss sie auch sein, denn wer liest schon gern einen Roman, in dem es um ein verhuschtes, verschüchtertes Mädchen geht. Nein, man will sich schließlich mit der Protagonistin identifizieren, mit ihr mitleiden und mitfreuen und von ihrem aufregenden Leben lesen. Und dies ist der Autorin gelungen. Bella ist so eine junge Frau, die mit Sicherheit zielstrebig ihren Weg gehen wird und ihren Willen durchzusetzen versteht.

Fazit: Die Leseprobe lässt auf einen kurzweiligen, unterhaltsamen historischen Roman mit einer sympathischen jungen Protagonistin hoffen.

Mittwoch, 23. Juni 2010

{Rezension} Die Gauklerin von Kaltenberg von Julia Freidank

VerlagUllstein Buchverlage 
Softcover Ausgabe: 496 Seiten 
ISBN-10: 3547711665 
Genre: Historischer Roman 
Erscheinungsjahr: 14. Mai 2010 
Preis: 14,95 €


Eine rebellische junge Frau geht ihren Weg

Baiern im Jahr 1315: Eben noch war die junge Anna stinkwütend auf ihren Vater gewesen, da er sie mit seinem Gesellen Kilian verheiraten will, wobei ihr Herz doch dem jungen Burgherrn und Ritter Ulrich von Rohrbach gehört. Da brechen plötzlich mordend, vergewaltigend und plündernd österreichische und schwäbische Ritter über die kleine Ortschaft Kaltenberg hinweg. Anna kann sich nur mit Müh und Not in letzter Sekunde auf die Burg ihres Liebhabers retten. Doch diese Sicherheit trügt, denn als sie eines Abends ein Lied aus der Carmina Burana singt, verzaubert sie mit ihrer Stimme die Gäste, was ihr den Ruf einer Hexe einbringt. Mit viel Glück und mit Hilfe von Raoul, dem schwarzen Ritter, der die Burg für sich beansprucht, kann sie fliehen. Doch auch vor Raoul kann sie nicht sicher sein, so hat sie diesen doch bei der Plünderung von Kaltenberg verflucht. Er müsste sie töten, um von dem Fluch befreit zu werden. Anna gelingt abermals die Flucht und sie wird von einem Trupp von Gauklern aufgenommen, die quer durch Baiern ziehen. Anna schließt sich ihnen an, immer in der Hoffnung, etwas über den Verfasser der Carmina zu herauszufinden, um so zu beweisen, dass diese Musik kein Teufelswerk ist. Dann wäre sie von der Schuld der Hexerei freigesprochen und könnte nach Kaltenberg und Ulrich zurückkehren.

Anschaulich schildert Julia Freidank in ihrem Debüt zum einen die beschwerliche Suche von Anna, zum anderen zeigt sie aber auch sehr deutlich die damaligen Schwierigkeiten der einfachen Leute auf. Die Fehde zwischen Ludwig IV. und Friedrich I. um die deutsche Krone zermürbt die Menschen in Baiern immer mehr. Da Kriege viel Geld kosten, sind die Abgaben der Bauern extrem hoch, sodass sie kaum noch etwas für sich und ihre Familie zum Überleben haben. Harte Winter und verregnete Sommer tun ihr übriges, dass Anfang des 14. Jahrhunderts die Menschen mehr als einmal mit einer großen Hungersnot konfrontiert werden. Bedingt hierdurch und auch durch die Unwissenheit blüht die Angst vor allem Fremden und so geht es dieser Tage schnell, jemanden der Hexerei zu beschuldigen. Zumal eine ehrenhafte Frau bekanntlich im Mittelalter ihrem Mann zu dienen und den Haushalt zu führen hat, ansonsten aber nicht in Erscheinung tritt. Gehört sie jedoch dem fahrenden Volk an, ist sie Freiwild, steht unter niemanden Schutz und kann von jedem Mann geschändet werden. Dies bekommt auch Anna mehr als einmal zu spüren.

In diese Welt entführt Julia Freidank ihre Leserschar. Man begleitet Anna auf ihrem beschwerlichen Weg, die Wahrheit über die Carmina Burana herauszufinden, lernt die damaligen politischen und kriegerischen Machenschaften zwischen Ludwig IV. und Friedrich I. kennen und erfährt so einiges über das Leben des fahrenden Volkes. Hier merkt man auch mehr als einmal, dass Julia Freidank über ein fundiertes Wissen der damaligen Zeit verfügt.

Ihre Geschichte erzählt die Autorin durchweg unterhaltsam und stellenweise richtig spannend. Ihr Schreibstil ist flüssig, farbenprächtig und gespickt mit Liedtexten des fahrenden Volkes sowie Begriffen der damaligen Zeit und so gelingt es ihr gut, einem ein Bild des mittelalterlichen Baierns zu vermitteln. Anfangs verwirren die vielen Namenserwähnungen etwas, allerdings gibt es eine Auflistung der mitwirkenden Personen, sodass man hier immer mal wieder nachschlagen kann.

Ihre Protagonistin Anna ist eine mutige, selbstbewusste und stellenweise auch ziemlich naive junge Frau, die sich auch von Rückschlägen nicht beirren lässt und ihr Ziel nie aus den Augen verliert. Raoul dagegen ist natürlich ein gutaussehender junger Ritter, der nach außen den harten Kerl gibt und innen natürlich ein weiches Herz hat. Dies wirkt stellenweise schon sehr klischeehaft und seicht, aber wenn man hierüber hinweg sieht, wird man von dem Roman gut unterhalten.



Donnerstag, 17. Juni 2010

{Rezension} Schneewittchen muss sterben von Nele Neuhaus

Verlag: List Verlag
Taschenbuchausgabe: 537 Seiten
ISBN: 3548609821 
Genre: Deutscher Krimi / Taunuskrimi
Erscheinungsdatum: 11. Juni 2010
Preis: 9,95 €


Ein vermeintlicher Mörder kehrt heim

Tobias Sartorius hat 10 Jahre wegen Doppelmordes an zwei jungen Mädchen im Gefängnis gesessen. Nun kehrt er in sein Heimatdorf Altenhain im Taunus zurück. Verständlicherweise reagieren die Einwohner nicht gerade erfreut auf sein Erscheinen, schließlich gehörten die getöteten Teenager zur Dorfgemeinschaft. Und so dauert es auch nicht lange bis sich die Dörfler gegen ihn wenden. Allerdings findet er auch eine Verbündete: Die junge Amelie jobbt in der Dorfgaststätte, in der sie einige Gesprächsfetzen aufschnappt, die sie neugierig machen. Doch ihre Nachforschungen zu dem damaligen Verbrechen bringen sie schon bald darauf in Lebensgefahr, denn irgendjemand will unbedingt verhindern, dass der Fall wieder aufgerollt wird. Als dann auch noch Tobias Mutter von einem Unbekannten von einem Brückengeländer gestoßen wird, beginnen die Kommissare Kirchhoff und von Bodenstein mit den Ermittlungen. Und schon nach kurzer Zeit stoßen auch sie auf einige Ungereimtheiten zu dem damaligen Fall.

Sehr realistisch und lebendig beschreibt Nele Neuhaus in ihrem 4. Band rund um das Ermittlerteam Kirchhoff/Bodenstein das Verhalten der Dorfbewohner, die verständlicherweise der Rückkehr von Tobias sehr zwiespältig gegenüberstehen, zumal fast alle von seiner Schuld überzeugt sind. Und schon bald merkt man, dass damals bei weitem nicht die ganze Wahrheit über die Morde an Stefanie und Laura ans Licht kamen und der eine oder andere Dorfbewohner mehr weiß, als er damals ausgesagt hat.

Allein schon mit dem Prolog gelingt es der Autorin eine beklemmende Stimmung aufzubauen, die sich durch den gesamten Krimi zieht. Ihre Story ist sehr komplex angelegt. Geschickt verbindet sie die unterschiedlichen Handlungsstränge zum Ende hin zu einer schlüssigen Geschichte und allein durch immer wieder überraschend eingebaute Wendungen gelingt es ihr mühelos, die Spannung durchweg auf extrem hohem Niveau zu halten.

Auch gelingt es Nele Neuhaus wieder hervorragend, eine gute Mischung zwischen dem Privatleben der Kommissare und den Ermittlungen herzustellen. So liegt dieses Mal der Focus verstärkt bei Oliver von Bodenstein, der sich mit massiven familiären Problemen befassen muss, die stellenweise sogar die laufenden Ermittlungen gefährden. Zusätzlich kommen noch berufliche Probleme hinzu, die sein Team dezimieren, sich teilweise negativ auf die Ermittlungen auswirken und ihn an seinen Führungsqualitäten zweifeln lassen. Einzige Stütze ist ihm in dieser schweren Zeit seine Kollegin Pia Kirchhoff, die nach wie vor mit ihrem Zoodirektor zusammenlebt und sich gerade mit dem Amtsschimmel des hessischen Bauamtes auseinander setzen muss.

Auch die weiteren Charaktere sind wieder sehr detailreich, lebendig und authentisch beschrieben. Viele Figuren werden so facettenreich und undurchsichtig gezeichnet, dass man seine Einschätzung ihnen gegenüber das eine oder andere Mal revidieren muss, was der Spannung natürlich zusätzlich noch zugute kommt.

Fazit: Ein extrem spannender, sehr komplex und realistisch angelegter Krimi, der für mich der bisher beste von Nele Neuhaus ist.

Mittwoch, 16. Juni 2010

{Leseeindruck} Mädchenfänger von Jilliane Hoffman

 Übersetzer: Sophie Zeitz
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
ISBN: 978-3-8052-0892-5
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2010
Preis: 19,95 €



Zum wiederholten Male lauscht ein Mann den aufwühlenden Worten eines Predigers, während er an seinem Computer das Zimmer eines jungen Mädchens beobachtet. Er tippt einen Satz ein und schon sieht er, wie das Mädchen freudig an den PC geht.

Ein Haus im Süden Floridas. Hier wohnt die 13-jährige Lainey Emerson. Schon seit Minuten sitzt sie ratlos vor ihrem PC und ringt mit sich, die Mail mit einem Bild von sich abzuschicken. Ihre Mutter hat sie eindringlich gewarnt, keine Bilder und zu persönliche Dinge über sich im Netz preiszugeben. Doch ihr Chatroom-Freund Zach hat ihr auch eins geschickt, woraufhin sich Lainey sofort rettungslos in ihn verliebt hatte. Liebt er doch dieselbe Musik wie sie, hat dieselben Probleme mit seinen Eltern und auch sonst scheinen ihre Interessen sich sehr zu ähneln und dann noch dieses Bild eines traumhaft gutaussehenden Jungen. Sie überwindet sich und drückt auf senden. Während sie noch mit ihrer besten Freundin Molly telefoniert, chattet Zach sie an. Er ist begeister von ihrem Foto und würde gern mehr sehen.

Am nächsten Tag verabreden sich Lainey und Zach für den Freitagabend, allerdings dürfen ihre Eltern nichts von dem Treffen wissen und auch ihrer besten Freundin Molly erzählt Lainey nichts. Als sie freitags zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt ankommt, steigt sie nervös und überglücklich in Zach’s Auto, ohne sich ihn genauer anzusehen. Als sie ihren Fehler bemerkt, scheint es zu spät zu sein.

Jilliane Hoffman greift in ihrem neuesten Thriller ein aktuelles Thema auf und vermittelt bereits auf den ersten Seiten, wie leicht es ist, junge Mädchen mit Schmeicheleien zu täuschen und so ihre Gutgläubigkeit ausnutzen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und von Anfang an fesselnd und fast schon beklemmend.

Die Leseprobe beinhaltet zwei Handlungsstränge, in der man den vermeintlichen Zach kennenlernt und zum anderen schon mal einen sehr guten Einblick in das Gefühlsleben von Elaine erhält. Die Figur des Mannes bleibt jedoch absolut noch im Dunkeln. Man kann einzig nur erahnen, welche Absichten hinter dem Kontakt zu dem Mädchen stecken und er wahrscheinlich geschickt ihre pubertierende Träumerei für sich auszunutzen weiß.

Lainey kann es mit dem Erwachsenwerden nicht schnell genug gehen. Zusätzlich hat sie Probleme mit ihrer Familie. Ihr jüngerer Bruder ist der Kronprinz, wird von Mutter und Stiefvater verwöhnt und zu allem Überfluss klappt es in der Schule nicht, da sie dieses Schuljahr auf eine neue Schule wechseln musste, während alle ihre Freundinnen auf der alten  geblieben sind. So fühlt sie sich einsam, missverstanden und verloren. Diese Gefühle vermittelt Jilliane Hoffmann sehr eindringlich und überzeugend.

Fazit: Die Leseprobe verspricht einen rasanten, beklemmenden und äußerst spannenden Thriller, der einen wahrscheinlich wieder die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten wird.

Dienstag, 15. Juni 2010

{Leseeindruck} Die Seiltänzerin von Gabriele Breuer

Taschenbuchausgabe: 330 Seiten
ISBN: 9783548281162
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2010
Preis: 8,95 €




Frühjahr 1436. Am Rheinufer, mit Blick auf das Siebengebirge, hat eine Schaustellertruppe halt gemacht. Ihr gehört auch die 18-jährige Alessandra an, die ihrer Leidenschaft des Seiltanzes nachgeht. Als sie nach einer Übung glücklich wieder vom Seil steigt, offenbart ihr ihr Großvater Silvio, dass Sami um ihre Hand angehalten hat. Doch Alessandra ist entsetzt. Ist Sami doch in ihren Augen nur ein aufgeblasener Gockel. Wütend flüchtet sie zum Zelt der Wahrsagerin Sanchari, die ihr eine mütterliche Freundin ist. Um Alessandra zu beruhigen und auf andere Gedanken zu bringen, geht Sanchari mit ihr in den nahegelegenen Wald, um Kräuter zu sammeln.  Am nächsten Tag brechen die Schausteller Richtung St. Goar auf.

Gemeinsam mit seinem Rittervater Richard von Hohenfeld ist der junge Simon von Ravenstein auf dem Weg zur Burg Stahleck als er noch einen kleinen Abstecher zur nahegelegenen Burg Rheinfels unternehmen möchte, um seinen alten Waffenbruder einen kurzen Besuch abzustatten. Kurz nachdem Simon sich von Richard getrennt hat, wird er von Wegelagern überfallen.

Zur gleichen Zeit findet auf Burg Stahleck die Beerdigung der Bediensteten Hedwig statt, deren Ableben ungeklärt ist. Und während des Leichenschmauses lernt man so auch ein wenig die Dienerschaft der Burg kennen. Als kurz darauf Richard auf der Burg eintrifft, muss er feststellen, dass Simon noch nicht eingetroffen ist. Allerdings macht er sich hierüber erst einmal noch keine Sorgen.

So ganz nebenbei erhält man somit einen kurzen Abriss der Kräuterkunde, lernt ein wenig das Burgleben zur damaligen Zeit kennen, schwelgt mit Richard von Hohenfeld und dem Burgherrn Graf Philip in deren Erinnerungen und lernt ein wenig die politischen Gegebenheiten des 15. Jahrhunderts in der Pfalz kennen. Und dies versteht die Autorin zu jederzeit sehr unterhaltsam zu vermitteln.

Schon auf den wenigen Seiten gelingt es Gabriele Breuer mühelos, ihrer Leserschar ein Bild der Pfalz zur damaligen Zeit zu zeichnen. Ihr Schreibstil ist flüssig, prall, sehr bildhaft und kein bisschen angestaubt, sondern herrlich frisch und lebhaft.

Ihr Figuren nehmen fast augenblicklich Konturen an, sodass man sich die einzelnen Charaktere problemlos vorstellen kann und ihre Protagonistin Alessandra verspricht ein interessanter Charakter zu werden mit ihrer dickköpfigen, selbstsicheren Art.

In den nächsten Tagen erhalte ich das Buch von vorablesen.de/historead als Leseexemplar. Die entsprechende Rezension folgt dann alsbald.

Sonntag, 13. Juni 2010

{Rezension} Die Hure des Kaisers von Kate Quinn

Verlag: Ullstein Verlag 
Übersetzer: Edigna Hackelsberger
Taschenbuchausgabe: 528 Seiten
ISBN: 3548281702
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 01. Juli 2010
Preis: 8,95 €


Die Todgeweihten grüßen dich

Rom im Jahr 81 n. Chr. Zu Ehren der Thronbesteigung von Kaiser Domitian finden im Kolosseum Gladiatorenkämpfe statt. Zu diesem Ereignis muss die 14-jährige Sklavin Thea ihre gleichaltrige, verwöhnte Herrin Lepida begleiten, obwohl sie Gewalt jeglicher Form verabscheut. Für Thea ist die Arena nur eine riesige Leichenhalle, viel lieber würde sie in ein Theater gehen, um dort der Musik zu lauschen. Während einer Vorführung wiedersetzt sich ein Gefangener den Befehlen seiner Wächter und wird niedergeschlagen. Seit Mut weckt das Interesse des Kaisers und so wird er von ihm begnadigt, um fortan als Gladiator in der Arena zu kämpfen. Und auch das Interesse von Thea an dem jungen Arius ist geweckt.

Interessant und unterhaltsam beschreibt die Autorin das Leben in Rom voller Intrigen und Oberflächlichkeit. So gibt sie ihren Lesern einen guten Einblick in das Leben einer Sklavin, vermittelt sehr gut die Machtlosigkeit gegenüber der Willkür ihrer Besitzer und zeigt auch auf, dass die Macht des Cäsars über allem steht, er nach Gutdünken über Leben und Tod entscheiden kann und diese Macht auch nur zu gerne ausübt. Auch den Gladiatorenkämpfen im Kolosseum gewährt Kate Quinn stellenweise viel Raum, sodass man sich die Brutalität dieser Spiele gut vorstellen kann, ohne dabei langatmig zu werden. Und so gelingt es ihr schon nach kurzer Zeit, einen in das Leben der damaligen Zeit eintauchen zu lassen.

Die Geschichte von Thea und Arius, sowie von Lepida und deren Familie umfasst eine Zeitspanne von rund 15 Jahren. Und das ereignisreiche, gefahrvolle Leben dieser Figuren ist durchweg atmosphärisch dicht umgesetzt und stellenweise auch richtig spannend erzählt, besonders zum Ende hin. Der Schreibstil der Autorin ist prall, farbenprächtig, schnörkellos und sehr modern gehalten.

Ihre Figuren lässt sie abwechselnd immer selbst zu Wort kommen. So erlebt man die Welt Roms zur damaligen Zeit mal aus Sicht von Thea, dann wieder aus Sicht von Lepida, wobei dieser anfangs viel Raum zuteilwird. Erst zur Mitte hin überwiegt die Geschichte von Thea und Arius wieder, wobei die Handlungsstränge sich immer wieder verknüpfen und man ständig über das weitere Leben der einzelnen Figuren informiert ist.

Thea ist ein junges, musikbegabtes, intelligentes Mädchen jüdischer Herkunft, welches bereits in ihrem kurzen Leben schon viel Schlimmes erleben musste, sodass sie erfahren und abgeklärt wirkt, aber auch ihre Verletzlichkeit ist durchweg zu spüren. Der junge Brite Arius ist ein sehr verschlossener, ungestümer, wilder, junger Mann, dem über weite Strecken des Buches hin ein Hauch der Unsterblichkeit anhaftet, was manchmal schon etwas unglaubwürdig wirkt.

Neben diesen beiden Figuren gibt es natürlich auch die entsprechende Gegenspielerin. Diese Rolle hat die junge Lepida Pollia inne. Die Wege von Thea und der intriganten, machthungrigen Ehefrau des Senators Marcus Norbanus kreuzen sich immer wieder und Lepida lässt kaum eine Möglichkeit aus, Thea zu schaden. Zusätzlich gibt es noch einen Nebenstrang, in dem Julia, die Nichte des Kaisers Domitian, zu Wort kommt. Inwieweit diese, scheinbar nicht recht zur Geschichte passende Nebenhandlung, zum Roman gehört, erfährt man erst ziemlich zum Schluss.

Auch die weiteren Figuren, angefangen vom freundlichen, weisen Senator Marcus Norbanus, wie auch dessen ehrenhafter, treuer Sohn Paulinus (Präfekt der Prätorianergarde) und ganz besonders die Figur von Kaiser Domitian, sind durchweg sehr facettenreich und lebendig angelegt und überzeugen von Anfang an.

Fazit: Kate Quinn ist mit ihrem Debüt ein opulenter, unterhaltsamer und modern erzählter Roman gelungen, der von der ersten Seite an wunderbar unterhält.

Freitag, 11. Juni 2010

{Rezension} Entrissen von Tania Carver

Verlag: List Verlag
Übersetzer: Sybille Uplegger
Broschierte Ausgabe: 489 Seiten
ISBN: 3471350349
Genre: Englischer Thriller
Erscheinungsdatum: 12. März 2010
Preis: 14,95 €


Ein mehr als gelungenes Thrillerdebüt

Was als fröhliche Babyparty für die junge, hochschwangere Grundschullehrerin Claire gedacht war, endet in einem Alptraum. Am nächsten Tag werden sie und ihre Freundin Julie tot in Claires Wohnung aufgefunden. Und das Unvorstellbare dabei: Nicht nur dass die beiden Frauen grausam ermordet wurden, nein auch das ungeborene Baby von Claire ist spurlos verschwunden. DI Phil Brennan und sein Team vermuten hinter der Tat einen Serienmörder, denn bereits schon bei zwei anderen ermordeten Frauen wurden deren ungeborene Babys aus ihrem Bauch entfernt. Um sich ein Bild von dem Mörder zu machen, wird die forensische Psychologin Marina Esposito hinzugezogen. Doch was Phil und sein Team nicht wissen: Marina ist ebenfalls schwanger und sie steht auf der Liste des Mörders.

In dem kleinen englischen Städtchen Colchester lässt es sich eigentlich angenehm leben, würde hier nicht ein Serienmörder seit einigen Monaten auf grausame Weise sein Unwesen treiben. Ganz offensichtlich ist er auf der Suche nach einem lebensfähigen Baby und sieht die werdenden Mütter nur als "Gebärmaschinen" an. Da davon auszugehen ist, dass das Baby von Claire noch leben könnte, steht die Polizei von Colchester unter einem extrem zeitlichen Druck. Schnell ist auch ein Verdächtiger ausgemacht, doch die Psychologin Marina Esposito ist von seiner Unschuld überzeugt.

Praktisch von der ersten Seite an gelingt es Tania Carver in ihrem Thrillerdebüt eine extrem hohe Spannung aufzubauen, die mühelos anhält und ihr gelingt es sogar noch, diese zum Ende hin noch einmal zu steigern. Durch das wirklich nicht ganz einfach zu verdauende Thema ist die Stimmung des Thrillers durchweg beklemmend, allerdings hält sich die Autorin bei den Detailbeschreibungen der Morde einigermaßen zurück, trotzdem braucht man für diesen Thriller schon ziemlich starke Nerven.

Die Hintergründe der Morde wie auch die Täter selbst kommen schon recht schnell selbst zu Wort und so erhält man nach und nach eine gute Vorstellung von ihnen. Und diese Beschreibungen sind stellenweise so emotional, traurig, grausam und unvorstellbar, dass man einfach nur noch geschockt das Buch zur Seite legen möchte, dann aber einem die eigene morbide Neugier zurück zum Thriller treibt.

So sind der Autorin ihre Charaktere wirklich hervorragend gelungen, überzeugen von Anfang an und was ganz wichtig ist: Sie überraschen einen. Sie sind alle durchweg facettenreich und vielschichtig angelegt und zudem gelingt es Tania Carver sehr gut, hier eine sehr gute Mischung zwischen dem Privatleben der Mitwirkenden und den Ermittlungen rund um die Morde herzustellen. So wird durch die gelegentlichen privaten Informationen zu den einzelnen Charakteren die Spannung etwas herausgenommen, um im nächsten Kapitel dann wieder richtig anzuziehen. So gönnt die Autorin ihrer Leserschar wenigsten ab und an mal eine kleine Verschnaufpause.

Klar ist die Story überzogen, aber genau das erwartet man auch von einem guten Thriller. Die Geschichte ist von Anfang an extrem spannend, logisch umgesetzt und überrascht mit einem Ende, das so absolut nicht vorhersehbar war.

Dienstag, 8. Juni 2010

{Leseeindruck} Die Spur der Kinder von Hanna Winter

Taschenbuchausgabe: 352 Seiten
ISBN: 9783548282558Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2010
Preis: 8,95 €



Der Thriller wird, zumindest in der Leseprobe, in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen lernt man Fiona Seeberg kennen, deren kleine Tochter vor 2 Jahren von einem Spielplatz spurlos verschwand, während ihr Verlobter Adrian auf sie aufpassen sollte. Zum anderen verfolgt man die verzweifelte und misslungene Flucht der jungen Anne durch ein Waldgebiet nahe Berlin, die in einem Kellerloch endet, indem sich auch ein kleiner, verletzter Junge befindet.

Das alles ist gleich zu Anfang des Thrillers schon ziemlich spannungstreibend. Der Autorin gelingt es sehr gut, dem Leser die Angst wie auch nachher die Verzweiflung von Anne zu vermitteln als sie sich in einem Keller wiederfindet und weiß, dass sie keiner bis zum Ende der Ferien vermissen wird. Auf der anderen Seite ist die Verzweiflung, Trauer, Sorge und Hoffnungslosigkeit von Fiona zu spüren, die jeden Tag auf den Spielplatz zurückkehrt, auf dem ihre zweijährige Tochter verschwunden ist.

Der Schreibstil von Hannah Winter ist sehr flüssig und ansprechend und ihr gelingt es fast augenblicklich, eine beklemmende Stimmung aufzubauen. Bereits auf den wenigen Seiten sind schon 2-3 Ungereimtheiten bzw. Andeutungen versteckt, die Fragen aufwerfen und neugierig machen auf den Ausgang der Geschichte.

Das Buch erhalte ich demnächst von vorablesen.de als Leseexemplar. Die Rezension wurde am 10.07.2010 veröffentlicht.

Montag, 7. Juni 2010

{Rezension} Der Augensammler von Sebastian Fitzek

Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
ISBN: 3426198517 
Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungsdatum: 01. Juni 2010
Preis: 16,95 €



Verstecken spielen

Schon seit Monaten werden in Berlin immer wieder Mütter ermordet und deren Kinder entführt. Dem Vater bleiben genau 45 Stunden und 7 Minuten Zeit, sein Kind wieder zu finden, was bisher noch nie gelungen ist. Immer findet man kurz nach Ablauf des Ultimatums das getötete Kind, dem das linke Auge fehlt. Die Arbeit der Kripo Berlin war bisher erfolglos. Der ehemalige Polizeibeamter und heutige Reporter Alexander Zorbach verfolgt die Taten des Augensammlers aufmerksam und berichtet regelmäßig darüber. An einem Dezembermorgen schlägt der Augensammler wieder zu und Zorbach ist als erster Reporter vor Ort. Als dann auch noch die blinde Therapeutin Alina Kontakt mit ihm aufnimmt, muss Zorbach bald feststellen, dass er stärker in den Fall eingebunden ist, als im lieb ist und der Countdown läuft erbarmungslos ab. Ein Wettlauf um das Leben der versteckten Kinder beginnt.

Sebastian Fitzek lässt in seinem neuesten Psychothriller nicht nur seinen Protagonisten Alexander Zorbach zu Wort kommen, sondern schildert die Story aus Sicht der verschiedenen Mitwirkenden. So erhält man nach und nach ein recht gutes Bild der einzelnen Hauptakteure sowie deren Sicht zu der Geschichte. Die Kapitel wie auch die Seitenzahlen sind in umgekehrter Reihenfolge aufgelistet und der Prolog wird von Alexander Zorbach sehr dramatisch erzählt, dies sorgt gleich von Anfang an dazu, dass eine gewisse Grundspannung herrscht. Der Thriller ist durchweg nachvollziehbar angelegt und überrascht auch des Öfteren mit einigen interessanten Szenen, die beim Lesen immer wieder ein ziemlich beklemmendes Gefühl hervorrufen.

Die Spannung hält durchweg an, allerdings ist schon sehr bald ersichtlich, wie der Psychothriller endet, da Sebastian Fitzek hier einfach zu offensichtliche Hinweise gibt. Dieses Wissen nimmt doch die Spannung etwas heraus, vor allem, da man sich immer wieder fragt, warum diese Hinweise seinem Protagonisten nicht schon längst aufgefallen sind. Manche Szenen fand ich auch einfach zu überzogen und realitätsfremd, gerade in Bezug auf die Person des Kommissars Scholle, die für den Verlauf der Geschichte so auch nicht relevant sind und durchaus realistischer hätten dargestellt werden können.

Die Figur der blinden Alina ist Sebastian Fitzek gut gelungen. So schildert er überzeugend ihr Leben als Blinde, räumt mit einigen Klischees auf und hat seinem Protagonisten eine selbstbewusste, mutige, sympathische junge Frau zur Seite gestellt. Die Gründe für das Handeln des Augesammlers werden während des Thrillers schon angedeutet und zum Schluss dann schlüssig geklärt, wobei das Ende hier auch wieder für eine Überraschung gut ist. Auch alle weiteren Mitwirkenden, allen voran natürlich die Figur des Alexander Zorbach, sind detailreich und stellenweise natürlich auch etwas undurchsichtig dargestellt.


Alles in allem ein rasant erzählter Thriller, der durch den früh zu erkennenden Ausgang der Geschichte etwas an Spannung einbüßt.

Donnerstag, 3. Juni 2010

{Rezension} Dreizehn Stunden von Deon Meyer

Übersetzer: Stefanie Schäfer
Gebundene Ausgabe: 470 Seiten
ISBN: 3352007799
Genre: Thriller International / Südafrika
Erscheinungsdatum: 02. März 2010
Preis: 19,95 €


Atemlose Jagd durch Kapstadt

Als Benny Griessel an einem Januarmorgen um 05:37 Uhr zu einem Mord gerufen wird, weiß er noch nicht, dass dies einer der längsten Tage seines Lebens werden soll. In Kapstadt wurde an einer kleinen Kirche die Leiche einer jungen Weißen gefunden. Schnell ist klar, dass diese in Begleitung einer Freundin war. Doch wo befindet sich diese? Noch den Tatort nicht richtig gesichert, wird Benny bereits zu einem nächsten Mord an einem bekannten Musikproduzenten gerufen. Hier scheint der Fall klar zu sein. Neben der Leiche wurde seine stark alkoholisierte Frau samt Waffe gefunden. Während Benny Griessel die beiden Mordfälle koordiniert, erhält er die Information, dass eine junge Frau von mehreren Männern quer durch Kapstadt gejagt wird. Handelt es sich hier um die Freundin der Toten, und wenn ja, warum hetzen diese Männer die junge Frau schon seit Stunden durch die Stadt?

Thematisiert wird von Deon Meyer u.a. das Thema Korruption innerhalb des Polizeiapparates, sowie dessen ständige Umstrukturierungen, sodass eine Zusammenarbeit der einzelnen Bereiche sich stellenweise als sehr schwierig und uneffektiv gestaltet. Zum Anderen greift der Autor ein Thema auf, dass nach wie vor äußerst brisant ist und erst ganz zum Schluss des Thrillers gelüftet wird.

Die einzelnen Kapitel umfassen immer einen bestimmten Zeitabschnitt und so ist man durch sehr rasch wechselnde Szenen ständig auf dem aktuellen Stand rund um die Aktivitäten der Kommissare, den Verfolgern der jungen Frau und deren Hintermänner, wie auch um Rachel selbst und ihren Eltern, die von Amerika aus versuchen, die Suche nach ihrer Tochter voranzutreiben. Hierdurch ist die Spannung zu jeder Zeit extrem hoch und die hervorragend gelegten Szenenwechsel sorgen letztendlich dafür, dass man kaum fähig ist, dass Buch zur Seite zu legen.

Eigentliche Protagonistin des Thrillers war für mich die Stadt Kapstadt selbst. Deon Meyer gelingt es hervorragend ein realistisches Bild der Stadt und ihrer Menschen zu zeichnen und
er versteht es, einen binnen kürzester Zeit auf die nach wie vor noch herrschenden Schwierigkeiten der Stadt aufmerksam zu machen. Schnell ist klar, dass die Apartheid immer noch in den Köpfen der Menschen existiert, es vielen immer noch wichtig zu sein scheint, ob ein Mensch weiß, braun oder schwarz ist, ob er zu dem Stamm Zulu oder den Xhosa gehört. Erstaunt hat mich die Sprachvielfalt, die von Englisch über Afrikaans bis hin zu den unterschiedlichen Stammessprachen reicht und die Deon Meyer auch durchweg in seinen Thriller mit einbindet und im Anhang erklärt.

Seine Sprache ist direkt, schnörkellos und stellenweise sehr brutal und man hat stellenweise das Gefühl, dass ein Menschenleben nicht viel zählt und dann gelingt es ihm doch, ein wenig Herzlichkeit und Wärme zu vermitteln.

Die verzweifelte Flucht der amerikanischen Rucksacktouristin Rachel Andersson ist sehr beklemmend und absolut nachvollziehbar erzählt, genauso die Suche der Inspekteure Vussi Ndabeni und Benny Griessel nach der jungen Frau, die im Vordergrund des Thrillers steht. Doch auch der Klärung des Mordes an dem Musikproduzenten, der von dem Ermittler Fransman Dekker geleitet wird, wird viel Raum zuteil und man ahnt zwar, dass diese beiden Fälle eine Gemeinsamkeit haben, um welche es sich hierbei jedoch handelt, wird erst ganz zum Schluss gelüftet. Und dies ist absolut schlüssig umgesetzt.

Fazit: Eine sehr komplexe und brisante Story, die in einem überaus rasanten und spannend angelegten Thriller verarbeitet wird.

Dienstag, 1. Juni 2010

{Rezension} Das Richerspiel von Sabine Kornbichler

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
ISBN: 3426663619 
Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungsdatum: 02. Juni 2009
Preis: 16,95 €


Verletzte Kinderseele

Marlene Degner hat einen kleinen Seniorenservice in Berlin. Deswegen muss sie auch noch am Silvestertag einer ihrer Kundinnen einige Besorgungen vorbeibringen. Diese hat sich jedoch kurz vor Marlenes Eintreffen durch einen Sturz verletzt und muss ins Krankenhau. Als Tierliebhaberin verspricht sie Frau Momberg sich um ihren Kater zu kümmern. Abends trifft Marlene auf einer Party auf den Kinderarzt Max. Schnell sind beide sich einig, die Silvesternacht woanders zu verbringen. Vorher schauen beide jedoch noch mal nach dem Kater und finden im Haus von Frau Momberg ihre Tochter erdrosselt im Wohnzimmer vor. Kurz darauf setzt sich der blinde Ex-Hauptkommissar Arnold Claussen mit Marlene in Verbindung und engagiert ihren Service. Doch schnell muss Marlene feststellen, dass Claussen nur an der Lösung des Falls interessiert ist und sie ihm ihre Augen bei den Ermittlungen "leihen" soll. Und ehe es sich Marlene versieht, steckt sie mitten in dem mysteriösen Todesfall, der ganz offensichtlich in Verbindung mit der Entführung des kleinen Leon steht.

Sabine Kornbichler thematisiert in ihrem vorliegen Psychothriller das Thema Kindesmisshandlung auf sehr einfühlsame, stellenweise aber auch auf direkte, eindringliche Art und Weise. Sie lässt die Geschichte aus Sicht ihrer Protagonistin erzählen und so erhält man schon nach kurzer Zeit ein sehr gutes Bild von Marlene. Durch ihren von Anfang an fesselnden, flüssigen und stellenweise sehr nachdenklichen Schreibstil gelingt es ihr mühelos, einen von der ersten Seite an das Buch zu binden.

Die Spannung des Thrillers baut sich anfangs noch etwas langsam auf, da sich die Autorin ein wenig Zeit lässt, dem Leser ihre Protagonistin näher zu bringen, was sehr unterhaltsam beschrieben wird. Doch spätestens mit dem Mord an Dagmar Momberg und dem Einbinden von Arnold Claussen an dem Fall zieht die Spannung rasant an und hält sich mühelos bis zum Schluss. Sorge dafür trägt auch, dass bis zur Mitte hin das Motiv des Mordes wie auch die Entführung des kleinen Leon absolut im Dunkeln liegen und erst ganz zum Schluss der Täter entlarvt wird. Und hier hat Sabine Kornbichler wirklich eine Überraschung parat, die jedoch absolut schlüssig umgesetzt wurde.

Neben der reinen Ermittlungsarbeit lässt die Autorin einen auch einen Blick in das Privatleben von Marlene werfen und so lernt man ihren sachlichen, ja fast schon spießigen älteren Bruder Fabian kennen wie auch ihre am Anfang stehende Beziehung zu Max. Allerdings sind dies nur Nebenschauplätze und gut dosiert in die Handlung eingebaut, sodass der Thriller durchweg atmosphärisch dicht umgesetzt ist.

Ihre Protagonistin Marlene ist eine junge Biologin, die die letzten 2 Jahre ihren kranken Vater gepflegt hat und als engagierte Tierschützerin zwangsläufige Tierversuche, die ihr Beruf mit sich bringt, für sich nicht mehr vertreten kann. So hat die Vegetarierin sich entschlossen, einen Seniorenservice aufzubauen, mit dem sie sich jedoch mehr schlecht als recht über Wasser hält und hier noch auf die Hilfe ihres Bruders angewiesen ist. Marlene ist sehr dickköpfig, modern, aufgeschlossen, schlagfertig und hat bei dem Wort Nein eindeutig einen Sprachfehler. Die Szenen, in denen Marlene und der ordnungsliebende, zynische, sture Claussen aufeinandertreffen sind durchweg sehr unterhaltsam und stellenweise auch amüsant und dann wieder sehr berührend beschrieben.

Fazit: Alles in allem ein sehr komplexer, spannender, aber auch zum Nachdenken anregender Psychothriller, der einen auch nach dessen Beendigung nicht so schnell loslässt.