Leseempfehlungen

Montag, 25. Mai 2009

{Rezension} Die zehnte Gabe von Jane Johnson


Übersetzer: Pociao
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3442203252
Genre: Mystery Roman
Erscheinungsdatum: 18. August 2008
Preis: 17,95 €

Ein fast 400 Jahre altes, verschollenes Familiengeheimnis ...

Quasi als Abschiedsgeschenk ihrer Beziehung erhält Julia Lovat, 38-jährige Stickerin aus Leidenschaft, von ihrem Exfreund ein kleines Stickereibuch aus dem 17. Jahrhundert. Schon kurz darauf stellt sie fest, dass neben den Stickanleitungen noch ein zusätzlicher Text im Buch steht, welches jemand als Tagebuch benutzt hat. Bei diesem Jemand handelt es sich um die 19-jährige Catherine, die 1625 im englischen Cornwall lebte und dieses kleine Büchlein als Tagebuch nutze. Julia liest voller Begeisterung die Geschichten von Catherine und als sie erfährt, dass diese mit einem Großteil der Dorfgemeinschaft nach einem Sonntagsgottesdienst von Korsaren entführt und nach Marokko verschleppt wurde, um dort als Sklaven verkauft zu werden, begibt sich Julia auf die Spuren von Catherine und reist nach Nordafrika.

Sofort ist man von der flüssigen, bildhaften Erzählform der Autorin gefesselt. Jane Johnson beschreibt ihre beiden Protagonistinnen Julia und Catherine so lebendig und symphatisch, dass man sehr schnell das Gefühl erhält, die beiden schon Jahre zu kennen. Auch bei den übrigen Mitwirkenden gelingt es Jane Johnson, ihnen ein Profil zu geben, sodass hier ein hohes Erkennungspotential besteht. Ebenso ergeht es dem Leser bei den Beschreibungen von Land und Leute und hier besonders von Nordafrika. Diese sind so leb-, bildhaft und phantasievoll beschrieben, dass man manchmal das Gefühl bekommt, die unterschiedlichen Gerüche und Eindrücke selbst zu erleben und wahrzunehmen.

Die Geschichte ist von Anfang schlüssig und verständlich erzählt und schon nach wenigen Seiten ist die Neugier des Lesers geweckt, unbedingt das Schicksal von Catherine zu erfahren. Wobei hier wirklich interessant ist, dass der Roman einen teilweise authentischen Hintergrund hat, da es die Piraterie an den Küsten Cornwalls im 17. Jahrhundert gab und belegt ist, dass in der Gegend, in der der Roman anfangs spielt, wirklich eine Gruppe von rund 60 Bewohnern von Korsaren verschleppt wurden. Die weitere Geschichte des Romans ist jedoch Fiktion, könnte sich aber durchaus so ereignet haben, was das Lesen umso interessanter macht.

Auch sind die Informationen, welche man über das Leben und Denken der Menschen im 17. Jahrhundert über Christen und Moslems erhält, nie überladen oder belehrend und kann so recht gut die Handlungen der mitwirkenden Personen verstehen.

Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist sehr geschickt gelegt, sodass hier der Anreiz zum Weiterlesen immer sehr hoch gehalten wird. Zum Schluss driftet die Geschichte zwar ein wenig ins Mystische ab, was aber irgendwie zum Romanaufbau passt und vom Leser gerne akzeptiert wird.

Fazit: Ein wirklich gelungenes Debut und ein Roman, der so prall und bildhaft geschrieben ist, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen mag.

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