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Montag, 31. Mai 2010

{Rezension} Im Schatten der Königin von Tanja Kinkel

Gebundene Ausgabe: 424 Seiten
ISBN: 3426198177
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 15. Februar 2010
Preis: 19,95 €


Das Rätsel um Amys Tod

Im Jahr 1560 wird die Frau von Robert Dudley am Fuß der Treppe des Landhauses Cumnor Place nahe Abingdon tot aufgefunden. Morgens noch hatte Amy Dudley alle Dienstboten auf den nahegelegenen Jahrmarkt geschickt und war somit fast alleine im Haus. Das Pikante an der Sache: Ihr Ehemann Robert Dudley ist der Jugendfreund und Günstling der Königin und verbringt somit seine Zeit mehr am Hofe als bei seiner Frau. Sofort wird hierdurch nicht nur am königlichen Hof die Frage aufgeworfen, ob Robert Dudley seine Frau hat ermorden lassen, um so um die Hand von Königin Elisabeth I. anhalten zu können. Um die Umstände ihres Todes aufzuklären, beauftragt Robert seinen Vetter und Vertrauten Tom Blount, der sofort nach Abingdon aufbricht, begleitet von dem Gaukler Forbisher.


Neben dem eigentlichem Ereignis, welches nur wenige Tage im September 1560 umspannt, erzählt Tanja Kinkel gleichzeitig in Form von Erinnerungen des Tom Blount die Vorgeschichte zum aktuellen Geschehen. Und um einen näheren Bezug zu Elisabeth I. herzustellen, wurde zusätzlich der Erzählstrang von Kat Ashley, ihrer Gouvernante, mit eingebaut, die so bei einigen Zwischenspielen ebenfalls zu Wort kommt. Hierdurch erhält man nach und nach ein gutes Stimmungsbild über die damaligen politischen Zusammenhänge wie auch über das Leben von Robert Dudley und seiner Beziehung zur Königin wie auch zu seiner verstorbenen Frau.

Überwiegend lässt die Autorin Tom Blount die Geschichte erzählen und hier liegt meines Erachtens auch die Schwachstelle des Buches. Da es sich hierbei um einen sehr nüchternen, politisch denkenden Mann mittleren Alters handelt, ist seine Ermittlungsarbeit recht sachlich und trocken angelegt. Auch wenn die Autorin ihre Leser oft in die Gedankenwelt ihres Protagonisten eintauchen lässt, bleibt die Person Tom Blount bis zum Schluss blass und schwer greifbar für den Leser. Nur wenige Szenen mit dem Gaukler Forbisher und mit einer Bekannten aus Kindertagen lockern diesen Erzählstrang auf und sind wirklich durchweg unterhaltsam.

Bei den gelegentlichen Zwischenspielen, die von Kat Ashley erzählt werden, sieht es wieder ganz anders aus. Hier zeigt sich sofort der sonst so gewohnte lebendige, bildhafte Schreibstil von Tanja Kinkel. Dieser Erzählstrang ist prall und atmosphärisch dicht umgesetzt und fesselt einen durchgehend.

Erschwerend kommt natürlich hinzu, dass einem die Auflösung der Geschichte ja bereits bekannt ist, was nicht unbedingt spannungsfördernd ist. Allerdings hätte dies trotzdem durchaus mehr Spannungspotential haben können, wenn es Tanja Kinkel gelungen wäre, ihrem Protagonisten etwas mehr Leben einzuhauchen. So gestalten sich gerade zur Mitte hin die Ermittlungen doch etwas ermüdend und langatmig. Allerdings liefert sie zum Schluss eine wirklich interessante und schlüssige Auflösung über die Hintergründe von Amy Dudleys Tod, die sich durchaus so abgespielt haben könnten.

Auffallend ist, dass der Roman wieder sehr gut recherchiert ist und sich laut Tanja Kinkel auch eng an die geschichtlichen Ereignisse hält und so treten in dem Roman auch viele historisch bekannte Personen auf.


Fazit: Ein historischer Kriminalroman, der ein interessantes Thema aufgreift, gut recherchiert ist, allerdings stellenweise langatmig und ungewohnt nüchtern umgesetzt wurde. 

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