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Dienstag, 25. Mai 2010

{Rezension} Walküre von Craig Russel

Übersetzer: Bernd Rullkötter
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
ISBN: 343103795X
Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungdsdatum: 29. Mai 2010
Preis: 19,99 €

Die Rache der Walküren

Auf der Herbertstraße in Hamburg wird ein bekannter Rockstar ermordet. Bevor er stirbt, kann er noch mitteilen, dass er von dem Engel erstochen wurde. Der Verdacht fällt sofort auf den "Engel von St. Pauli", die vor rund 10 Jahren mehrere Männer ermordet hat. Allerdings spricht nur die Präzision des Mordes dafür, der Modus Operandi ist ein anderer. Deswegen zweifelt Hauptkommissar Jan Fabel auch daran, dass es sich hier um dieselbe Täterin handelt. Kurz darauf nimmt ein dänischer Kommissar Verbindung mit Kommissar Fabel auf, um Hinweise in Bezug auf den Mord des Sängers mit ihm auszutauschen. Doch bevor es zu einem Treffen kommt, stirbt dieser unter ungeklärten Umständen. Als weitere Morde geschehen fällt der Verdacht auf eine kleine Gruppe speziell ausgebildeter Auftragsmörderinnen, die zu Zeiten der DDR aktiv waren. Anscheinend ist eine dieser Frauen für die Morde verantwortlich. Allerdings ist nicht klar, ob sie aus eigenem Antrieb mordet oder einen Auftraggeber hat. Und wenn es sich bei der Mörderin um eine der Walküren handelt, wer ist sie? Denn die Stasi hat geschickt die Identitäten der Walküren vertuscht.

Neben dem Mord an dem Rockstar hat Jan Fabel auch noch interne Probleme. Seine Kollegin Maria Klee befindet sich immer noch in psychiatrischer Behandlung und Kommissarin Anna Wolf bereitet ihm massive Probleme. Denn Anna wiedersetzt sich seinen Anweisungen und ihre unkontrollierbare Aggressivität ist nach Meinung von Fabel nicht mehr tragbar. Da er jedoch für die Aufklärung jeden in seinem Team benötigt, setzt er ihr noch einmal eine Frist. Zusätzlich erhält er Unterstützung von Kommissarin Karin Vestergaard, die aus Dänemark angereist ist, um in den ungeklärten Todesfall ihres Kollegen zu ermitteln.

Craig Russel konzentriert sich bei seinem neuesten Thriller verstärkt auf die reine Ermittlungsarbeit von Jan Fabel und seinem Team. Somit ist zwar die Spannung nicht immer auf hohem Niveau, durch die ständig neuen Wendungen in dem Fall und durch weitere Morde ist sie jedoch kontinuierlich vorhanden und der flüssige Schreibstil von Craig Russel sorgt dafür, dass es niemals langatmig wird.

Schnell ist klar, dass es sich hierbei wieder um einen äußerst komplexen Fall handelt, der mehrere Handlungsstränge umfasst, die sich im Lauf des Buches zu einer äußerst interessanten Geschichte verknüpfen. Geschickt legt der Autor falsche Fährten aus und scheinbar Unwichtiges tritt plötzlich in den Vordergrund. Nach gut 2/3 des Buches wird dann ersichtlich, wie die Erzählstränge in Verbindung stehen und so nimmt das Motiv langsam Gestalt an, wobei der Täter immer noch im Verborgenen bleibt. Und hier zieht der Thriller in Sachen Spannung richtig an und kann zum Schluss sogar noch mit einer Überraschung aufwarten. Allerdings bleiben einige Fragen am Ende offen, sodass mit einem nächsten Band zu rechnen ist.

Seinen Protagonisten Jan Fabel beschreibt Craig Russel dieses Mal anfangs ein wenig sehr unterkühlt und autoritär - gerade in Bezug auf Anna Wolf. Erst langsam lässt er einen hinter die kühle hanseatische Fassade von Fabel blicken und dann entdeckt man doch einen sehr nachdenklichen, mitfühlenden Mann. Seine Beziehung zur Psychologin Susanne wird hier dieses Mal nur angerissen.

Einziger Charakter des Teams, der noch etwas heraussticht, ist Anna Wolf. Diese rebellische, nicht auf den Mund gefallene junge Kommissarin reizt Fabel ein ums andere Mal, doch ihre kriminalistische Arbeit weiß er zu schätzen und tritt ihr meist eher väterlich autoritär gegenüber auf. Die Figur der Kommissarin Karin Vestergaard ist auch für eine Überraschung gut und ihr anfangs unterkühltes, nordisches Auftreten legt sich im Lauf des Thrillers. Alle anderen Charaktere bleiben undurchsichtig, nicht einschätzbar, sodass ihre Rolle in dem Thriller schwer vorhersehbar ist, was der Spannung natürlich zugutekommt.


Fazit: Ein gewohnt guter Thriller mit einer komplexen, interessanten Story, der jedoch einige Fragen offen lässt.

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