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Montag, 5. Juli 2010

{Rezension} Die Maske von Gary Braver

Verlag: Heyne Verlag 
Übersetzer: Sepp Leeb
Taschenbuchausgabe: 640 Seiten
ISBN: 3453433483
Genre: Amerikanischer Thriller / Medizinthriller
Erscheinungsdatum:  01. Dezember 2008
Preis: 9,95 €


 „Ein hochaktueller Medizinthriller mit atemberaubenden Plot.“ 
– Douglas Preston


In Schönheit sterben

Lieutnant Detective Steve Markarian von der Bostoner Mordkommission wird zu einem offensichtlichen Selbstmord gerufen. Alles weist auf den ersten Blick daraufhin, dass sich die junge Terry Farina selbst stranguliert hat. Doch Steve fallen einige Ungereimtheiten auf und bei der Obduktion wird festgestellt, dass Terry ermordet und alles wie ein Selbstmord inszeniert wurde. Erschwerend kommt hinzu, dass Steve wie auch sein Partner Neil French die Fitness-Trainerin relativ gut kannte. Vor allem Steve plagen Selbstzweifel. Der alkohol- und tablettensüchtige Ermittler hatte einen Filmriss für den Tatzeitpunkt. Er weiß nur noch, dass er kurz vor dem Mord bei ihrer Wohnung war, doch hat Terry ihn hineingelassen und hat er sie dann im Rausch ermordet? Und was für ihn noch verstörender hinzukommt, ist, dass Terry seiner Frau, von der er seit kurzer Zeit getrennt lebt, sehr ähnlich sieht. Ist hier eine Verbindung zu finden?

Gary Braver spielt geschickt mit seiner Leserschar. So lässt er in einem weiteren Handlungsstrang die Kindheit und Jugend eines Mannes mit einfließen, der von seiner psychisch gestörten Stiefmutter sexuell sehr geprägt wird und die ihn emotional immer wieder massiv unter Druck setzte. Diese Geschichte weist gelegentlich Parallelen zur Jugend von Steve auf, sodass man sich bis fast zum Schluss nicht sicher sein kann, ob jetzt hier die Kindheitserinnerungen des Mörders oder aber die von Steve erzählt werden.

Neben diesem Handlungsstrang und den eigentlichen Ermittlungen zum Fall, geht Gary Braver auch auf das Privatleben seines Protagonisten ein. So zeichnet er hier das Bild eines seelisch angeschlagenen Mannes, der um seine Ehe kämpft und versucht, seine Alkohol- und Tablettensucht in den Griff zu bekommen. Seine Frau Dana hat sich entschlossen, eine Gesichtskorrektur durchführen zu lassen und Verbindung zu einem bekannten Schönheitschirurgen aufgenommen, dessen Charme sie schon bald unterliegt. So sind seine Befürchtungen, Dana endgültige zu verlieren, sehr groß, hinzu kommen noch seine Zweifel, ob er wirklich fähig gewesen war, Terry zu töten. Hier gelingt dem Autor allerdings sehr gut die Gratwanderung, das Ganze nicht in eine Gefühlsduselei abgleiten zu lassen und auch keine düstere, selbstbemitleidende Stimmung  zu erzeugen, sondern dieses Gefühlswirrwarr schlüssig und überzeugend in den Thriller mit einfließen zu lassen.

Die Ermittlungen der Polizei führen anfangs zwar schnell zu einem Verdächtigen, der auch kein schlüssiges Alibi vorweisen kann, doch Steve glaubt an seine Unschuld. Und schon bald entdecken sie eine neue Spur, die auf Verwicklungen in den eigenen Reihen hinweist. Doch immer wieder steht Steve kurz davor, sich selbst anzuzeigen, da in ihm immer mehr die Überzeugung reift, dass er selbst für den Mord an Terry verantwortlich ist und so ist man auch als Leser ständig geneigt, ihm die Schuld am Mord zu geben. Doch schon zwei, drei Seiten weiter fließt so ganz nebenbei ein Hinweis ein, der einem wieder daran zweifeln lässt.  

Neben der Ungewissheit in Bezug auf den Mörder, gelingt es dem Autor durch geschickt gelegte und durchaus auch nicht vorhersehbare Wendungen von Anfang an eine hohe Spannung aufzubauen, die sich mühelos bis zu dem wirklich überraschenden Ende hält. Seine Sprache ist durchgehend schnörkellos, direkt und stellenweise extrem fesselnd.


Alles in allem ist Gary Braver ein sehr spannender, schlüssig umgesetzter Medizinthriller gelungen, der das nach wie vor aktuelle Thema  Schönheitswahn in eine fesselnde Story verpackt hat.

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