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Samstag, 10. Juli 2010

{Rezension} Die Spur der Kinder von Hanna Winter


Taschenbuchausgabe: 352 Seiten
ISBN: 3548282555
Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2010
Preis: 8,95 €



„… Spurlos bis in alle Ewigkeit …“

Ein kleiner Junge ist spurlos bei einem Schwimmbadbesuch verschwunden. Seine Eltern haben eine weiße Lilie erhalten. Sofort klingeln bei den Kommissaren Karstens und Behrendt die Alarmglocken. Die Berliner Polizisten ermitteln bereits seit einigen Jahren an einem Fall von Kindesentführungen, bei denen die Eltern jedes Mal eine weiße Lilie erhalten und von den Kindern bis heute jede Spur fehlt. So auch bei der zweijährigen Sophie, die vor zwei Jahren von einem Spielplatz verschwunden ist, während ihr Vater auf sie aufpasste. Piet Karstens und seine Kollegin Frauke Behrendt befragen nun auch wieder die Schriftstellerin Fiona Seeberg, die Mutter von Sophie. Fiona hat das Verschwinden ihrer Tochter bis heute nicht verwunden, ertränkt ihren Schmerz im Alkohol und geht jeden Tag noch zu dem Spielplatz, von dem ihre Tochter verschwunden ist. Doch die neuen Ermittlungen rütteln sie wach und so fallen ihr nach und nach einige Merkwürdigkeiten am Verhalten ihres Verlobten Adrian auf. Hat er etwas mit der Entführung von Sophie zu tun gehabt? Und warum reagiert er so merkwürdig auf ihre neue Bekannte Theresa, die sie bei den Anonymen Alkoholikern kennen gelernt hat? Dann verschwindet wieder ein Kind aus derselben Kita, die auch Sophie besucht hatte.

Hanna Winter hält sich nicht mit viel Vorgeplänkel auf, sondern beginnt ihren Thriller sofort äußerst spannungstreibend und ihr gelingt es fast augenblicklich, eine sehr beklemmende Spannung aufzubauen. Sie erzählt ihre Story in mehreren Handlungssträngen, wobei der Fokus eindeutig bei den Erlebnissen von Fiona liegt, die Ermittlungen sind eher Nebenschauplatz, zumal kaum ein relevanter  Ermittlungsansatz  vorhanden ist. Und immer wieder baut sie neue Personen in ihre Handlung ein, die ganz offensichtlich etwas mit dem Fall zu tun haben, in welcher Form, bleibt jedoch bis ganz zum Schluss für den Leser ein Rätsel.  Allerdings hält sich die Anzahl der Mitwirkenden in einem überschaubaren Rahmen.

So ist die Geschichte sehr komplex angelegt und sie lässt hierdurch für den Leser nicht ersichtlich werden, um wen es sich bei dem Serientäter handelt, noch welches Motiv hinter seinem Handeln steht. Geschickt fügt Hanna Winter nach und nach die losen Fäden zusammen und verknüpft sie zum Ende hin zu einer schlüssigen Story, die sogar noch eine Überraschung parat hat.

Immer wieder wird man auch über die Handlungen des Serienmörders informiert und man merkt aber auch gleich zu Anfang, dass er scheinbar nicht alleine agiert, sondern dass hier ein weitaus intelligenterer Mensch die Fäden im Hintergrund zieht und für die Entführungen der Kinder verantwortlich zu sein scheint. Diese Szenen, die ausnahmslos in einem einsam gelegenen Bungalow spielen, sind so plastisch dargestellt, dass man das Gefühl hat, sich selbst in diesem düsteren, dunklen, stinkenden Kellerloch zu befinden.  

Ihr Schreibstil ist durchweg flüssig und absolut fesselnd und so gelingt es Hanna Winter hervorragend, einem die Verzweiflung, Trauer und Hoffnungslosigkeit zu vermitteln, die Fiona durch den Verlust ihrer Tochter verspürt. Hierdurch erhält man zwar sofort einen Bezug zu ihrer Protagonistin, trotzdem hat man das Gefühl, dass sie für einen nicht richtig greifbar wird.  Denn auch bei Fiona wird man oft das Gefühl nicht los, dass sie die Augen vor offensichtlichen Tatsachen verschließt, möglicherweise etwas über das Verschwinden von Sophie weiß, was sie nicht wahrhaben will und eigentlich durchweg wie unter Watte verpackt ihre Umwelt noch wahrnimmt. Sie funktioniert einfach nur noch. Erst durch die Entführung weiterer Kinder wird Fiona aus ihrer Lethargie wachgerüttelt und ergreift dann auch selbst und äußerst mutig die Initiative.

 Die weiteren Charaktere, angefangen von Fionas Verlobten Adrian, über Stalker Jens Zach bis hin zu ihrer Bekannten Theresa sind vielschichtig angelegt und bleiben absolut undurchsichtig. Man spürt unterschwellig, dass diese Personen etwas zu verbergen  haben und hier legt die Autorin auch geschickt gut dosierte Hinweise, aber eine Sicherheit in Bezug auf ihr mögliches Mitwirken bei der Entführung der Kinder hat man bis zum Schluss nicht.

Fazit: Ein absolut gelungenes Thrillerdebüt mit einer sehr komplexen, extrem spannenden Story, die sogar am Ende noch mit einer Überraschung aufwartet.

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