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Mittwoch, 6. Oktober 2010

{Rezension} Die Unschuld des Wassers von Ruth Rendell

Übersetzer: Eva L. Wahser
Genre: Englischer Krimi
ISBN: 3764502681 
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Erscheinungsdatum: 28. Juni 2010
Preis: 19,95 €

Ein dunkles Geheimnis

Ismay teilt sich zusammen mit ihrer Schwester Heather und ihrer Mutter Beatrix und deren Schwester Pamela ein Haus in einem Londoner Vorort. Vor neun Jahren starb ihr Stiefvater Guy auf mysteriöse Weise in der Badewanne. Seit damals glauben Ismay wie auch ihre Mutter Beatrix, dass Heather ihren Stiefvater getötet hat. Beatrix hat hierüber mit der Zeit ihren Verstand verloren und wird nun von Pamela liebevoll betreut. Immer wieder quälen Ismay die Erinnerungen an damals, doch ansonsten ist sie glücklich mit ihrem Freund Andrew und geht zufrieden ihrem Job nach. Bis ihre jüngere Schwester Heather den Krankenpfleger Edmund kennenlernt. Andrew kann „die weibliche Krankenschwester“ nicht ausstehen und weigert sich, unter einem Dach mit ihm zu leben. Zusätzlich zu diesem Problem quälen Ismay Gewissenbisse. Muss sie Edmund von ihrem Verdacht erzählen? Könnte Heather wieder töten? Ismay entschließt sich, ihre Vermutung auf eine Kassette aufzunehmen, doch dies hat schon bald fatale Auswirkungen für sie.

Ruth Rendell greift in ihrem Psychokrimi die Themen Pädophilie wie auch Hörigkeit zu einem anderen Menschen auf. Gleichzeitig geht sie auch auf ganz profane Themen wie Liebesglück und Liebesleid ein, ohne hier jedoch auch nur ansatzweise in die Kitschkategorie abzurutschen. Ganz im Gegenteil: Sehr einfühlsam und nachvollziehbar beschreibt sie die Gefühle ihrer Protagonisten. Und auch eine Figur mit einer leicht kriminellen Ader darf nicht fehlen, was den Gesamteindruck des Buches hervorragend abrundet.

Die Spannung des Krimis baut sich mehr unterschwellig auf, ist während des kompletten Buches spür- aber selten richtig greifbar und das macht gerade die Faszination an dieser Geschichte aus. Man vermutet, dass in der Familie ein Verbrechen geschehen ist, kann sich dessen bis zum Schluss jedoch nie sicher sein, spürt ständig, dass demnächst noch irgendetwas passieren wird, kann sich aber nie genau vorstellen, was. Bis der nächste Mord dann passiert. Bis dahin ist man gelegentlich am Überlegen, in welche Richtung sich nun dieser Psychokrimi entwickeln wird, da der Schwerpunkt zwischen Heather und Ismay wechselt. So spielt die Autorin geschickt mit der Fantasie ihrer Leserschar und fesselt sie somit gnadenlos an das Buch.

Ihr Schreibstil ist eher leise und ruhig und gleichzeitig sehr emotional und auch anspruchsvoll. Geschickt verknüpft sie die Schicksale der einzelnen Mitwirkenden zu einer runden, nachvollziehbaren und  spannenden Geschichte, die einem mehr als einmal etwas nachdenklich stimmt und für die man sich wirklich etwas Zeit nehmen sollte.

Ihre Protagonisten sind äußerst detailreich und vor allem sehr unvorhersehbar beschrieben und entwickeln sich im Lauf des Krimis noch. So wird jeder, der schon einmal Liebeskummer hat, das anfängliche Verhalten von Ismay absolut nachempfinden können, wenn auch ihr späteres Verhalten nur noch als Hörigkeit zu bezeichnen ist. Auch der Charakter von Pamela, der netten, aufopferungsvollen Tante, die Mitte 50 ihr Liebesglück per Internet sucht, ist absolut glaubwürdig umgesetzt. Der schrägste Charakter des Krimis ist Marion. Mit ihrem Hang zum Kriminellen versucht sie, ältere Herrschaften um ihr Erspartes zu bringen. Ihr obliegt hier eine Schlüsselrolle und sie ist gewissermaßen der „rote Faden“ zwischen den einzelnen Hauptakteuren.

Tja, und dann ist da natürlich noch Heather: Hat sie wirklich ihren Stiefvater damals in der Badewanne umgebracht und wenn ja, aus dem Grund, den Ismay vermutet? Oder lag hier ein ganz anderer Grund vor? Heather ist eine absolut ehrliche Haut, lügt niemanden an, doch genau das ist der Grund, warum Ismay sich nicht traut, sie auf den Vorfall anzusprechen. Sie weiß, dass sie nur die Wahrheit erfahren wird. Hinzu kommt, dass die eher introvertierte Heather nun endlich ihr Glück mit Edmund gefunden zu haben scheint und dies möchte Ismay nun auch nicht zerstören.

Fazit: Ein Psychokrimi vom Allerfeinsten, der geschickt mit den Erwartungen seiner Leser spielt und bis zum Schluss absolut fesselnd und überraschend bleibt.

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