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Donnerstag, 16. Dezember 2010

{Rezension} Entsetzen von Karin Slaughter

Übersetzer: Klaus Berr
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 3764503440
Erscheinungsdatum: 21. August 2010
Preis: 19,99 €


Ein vermeintlicher Einbruch mit Folgen

Als Abigail Campano mittags vom Tennis nach Hause kommt, findet sie die Eingangstür unverschlossen, Blutspuren auf dem Boden und einen jungen Mann, der sich über die Leiche eines Mädchens beugt. Abby geht natürlich davon aus, dass es sich bei dem toten Mädchen um ihre 17-jährige Tochter Emma handelt und der junge Mann ihr Mörder ist. Abby stürzt sich auf den vermeintlichen Mörder und tötet ihn. Doch bei der Leiche handelt es sich nicht um Emma, sondern um deren Freundin Kayla und der junge Mann war auch nicht der Mörder. Special Agent Will Trent vom GBI übernimmt zusammen mit seiner neuen Partnerin Faith Mitchell den Fall. Die Beiden arbeiten unter Hochdruck, denn alles deutet darauf hin, dass der wahre Mörder Emma in seiner Gewalt hat und die Chancen, dass Emma die Entführung überlebt, scheinen immer geringer zu werden.

In seinem zweiten Fall muss Will Trent, der notorische Einzelgänger, dieses Mal mit einer Partnerin arbeiten, was ihm anfangs äußerst schwer fällt. Zumal Will mit Schuld daran trägt, dass Faith Mutter Evelyn Mitchell vorzeitig den Polizeidienst quittieren und in Vorruhestand gehen musste. So ist die Zusammenarbeit zwischen den Beiden erst einmal mit Problemen behaftet. Allerdings zum größten Teil nur von Seiten von Faith. Doch schon nach kurzer Zeit ist sie von Will’s Kompetenz, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit überzeugt und akzeptiert sein Verhalten ihrer Mutter gegenüber. Diese Wandlung kann man gut nachvollziehen, denn die Autorin wechselt mit ihren Erzählsträngen ständig zwischen Will und Faith.

Karin Slaughter startet ihren Thriller mit einem gelungen Auftakt, der äußerst spannend umgesetzt ist. Dann beginnen die Ermittlungen, vielen Spuren wird nachgegangen, die im Sande verlaufen,  neue Erkenntnisse treten auf, doch ein Verdächtiger ist lange Zeit nicht in Sicht und die Presse sitzt den Ermittlern im Nacken. Während dieser Phase wird die Spannung etwas aus dem Thriller herausgenommen, ist jedoch auch hier immer noch sehr fesselnd geschrieben.

So ist die Story auch komplex aufgebaut und überrascht immer wieder mit Wendungen, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hätte und auch ein üblicher Verdächtiger wird präsentiert, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob er nun etwas mit dem Fall zu tun hat. Allerdings war mir bei der Auflösung „Kommissar Zufall“ dann doch etwas zu offensichtlich und der Schluss kam dann auch etwas zu plötzlich.

Gewohnt facettenreich sind die Charaktere von Karin Slaughter wieder beschrieben, einige bleiben undurchsichtig, andere sind klar gezeichnet. Allerdings fand ich die Probleme von Will etwas überladen, und auch wenn seine Figur sehr sympathisch dargestellt wird, wirkt sie doch unglaubwürdig und konstruiert. Es ist für mich nur schwer nachvollziehbar, wie man mit einer massiven Leseschwäche den Beruf eines hochrangigen Polizisten nachgehen kann, zumal Will durch diese Störung auch einige schwerwiegende Fehler unterlaufen. Karin Slaughter versucht zwar, dies mit einigen Anmerkungen zu erklären, diese haben mich aber nicht wirklich überzeugen können.

Alles in allem ein spannend umgesetzter Thriller, dem es gelingt, auch ohne reißerische Szenen zu überzeugen. Allerdings wäre ein weniger problembehafteter Protagonist glaubwürdiger gewesen. 

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