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Sonntag, 5. Dezember 2010

{Rezension} Könige der ersten Nacht von Bernhard Hennen

Verlag: Heyne Verlag
Taschenbuchausgabe: 592 Seiten
ISBN: 3453533615 
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 09. November 2010
Preis: 9,99 €




Die Geschichte des schwarzen Mönchs

In einer kalten Januarnacht des Jahres 1189 sucht der Ritter und Sänger Hartmann von Ouwe eine Unterkunft für die Nacht. Diese findet er auf Gut Waldeck. Hartmann ist auf dem Weg nach Cölln, um im Dom am Dreikönigenschrein zu beten und sich anschließend einem Kreuzzug ins Heilige Land anzuschließen. Durch widrige Umstände lernt er in dieser Nacht den Gutsbesitzer Ingerimm von Waldeck kennen, dieser bietet ihm an, ihn nach Cölln zu begleiten. Noch in derselben Nacht machen die Beiden sich auf den Weg in die Stadt am Rhein und unterwegs erzählt der seltsame Ingerimm ihm die Geschichte über die Reliquien der Heiligen Drei Könige und wie diese vor rund 25 Jahren ihren Weg nach Cölln gefunden haben.

Im Jahr 1162 belagert Friedrich Barbarossa mit seiner Armee Mailand. Grund hierfür sind die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die sein Fürsterzbischof Rainald von Dassel um jeden Preis in den Dom von Cölln bringen möchte. Nach einer langen Belagerung fällt Mailand und die Reliquien gehen in den Besitz von Friedrich Barbarossa über. Die Ritter Rother, Anno, Ludwig und Heinrich werden von Rainald von Dassel beauftragt, die Reliquien sicher nach Cölln zu bringen. Doch die Heiligen bergen ein Geheimnis und der Weg der Ritter führt sie in einer abenteuerlichen Reise von Konstantinopel ins Heilige Land bevor sie nach langen Jahren ihr Weg zurück nach Cölln führt. Aber auch hier ist ihr Schicksal noch nicht erfüllt.

Geschickt verbindet Bernhard Hennen in der vorliegenden Geschichte Fiktion und Fakten zu einem äußerst opulenten Roman um die Legende der Reliquien der Heiligen Drei Könige. Durch seinen bildgewaltigen Sprachstil gelingt es ihm fast augenblicklich, einen in das 12. Jahrhundert eintauchen zu lassen, bedingt ist dies auch durch die Benutzung vieler altdeutscher Begrifflichkeiten sowie einer sehr detailgenauen Zeichnung des damaligen Lebens.

Der historische Roman ist von Anfang an äußerst fesselnd umgesetzt und der Autor vermittelt einem sehr gekonnt die geschichtlichen Hintergründe ohne auch nur einmal langatmig zu werden, ganz im Gegenteil. Die Abenteuer der Ritter sind durchweg spannend beschrieben und immer wieder tauchen während des Lesens viele historische Persönlichkeiten auf, die geschickt in die Geschichte mit eingearbeitet wurden. So hat man schon bald das Gefühl, dass die Auffindung der Reliquien sich genau so abgespielt haben muss.

Seine Figuren, seien es die historischen wie auch die erfundenen, sind durchweg sehr detailreich und absolut glaubwürdig umgesetzt. So steht am Anfang der junge Knappe Rother, der seiner Meinung nach zu Unrecht zum Ritter geschlagen wird und sein Leben den Drei Weisen verschrieben hat. Dann gibt es den Ritter Anno, der auch nach vielen Jahren immer noch um seine verstorbene Frau trauert und um jeden Preis seine Tochter Carla an den Hof der Kaiserin bringen möchte. Der Dritte im Bunde ist der Lebemann Ludwig, der weder Frauen noch dem Alkohol aus dem Weg gehen kann. Und zum Schluss  Ritter Heinrich, welcher nur in der Hoffnung der Mission zugestimmt hat, dass er nach deren Erfolg aus dem Dienst des Fürsterzbischof entlassen wird und sich dem Templerorden anschließen kann.

Ja, und dann gibt es natürlich noch Hartmann von Ouwe und Ingerimm von Waldeck. Hartmann ist ein junger Ritter, der mehr auf sein Herz denn auf seinen Verstand hört und den Erzählungen des seltsamen, sein Gesicht hinter einer Maske versteckenden Ingerimm immer weniger Glauben schenkt, je mehr er von ihm über die Geschichte der Heiligen erfährt. Die sonderbarste und undurchsichtigste Figur des Romans ist Ingerimm selbst. Seine Identität bleibt einem bis zum Schluss ein Rätsel, welche er schlussendlich selbst löst.

Fazit: Ein opulenter, fesselnder und überaus spannend erzählter Roman, der geschickt historisch hinterlegte Fakten mit einer fiktiven Geschichte verwebt.

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