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Dienstag, 11. Januar 2011

(Rezension) Nehmt Herrin diesen Kranz von Andrea Schacht

Verlag: Blanvalet Verlag 
Taschenbuchausgabe: 416 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 3442371244
Erscheinungsdatum: 14. Juni 2010
Preis: 9,95 €


Das rätselhafte Verschwinden der Brautkrone

Anno 1402 in Köln: Erfolgreich betreibt die junge Alyss von Doorne ihr Handelsgeschäft und ist dadurch unabhängig von ihrem Ehemann. Auf diesen ist sie zurzeit sowieso nicht gut zu sprechen, da Arndt ihren Weingarten verkauft hat, um so seine Schulden bei ihr bezahlen zu können. Bevor Alyss aber richtig wütend ob dieser Hinterhältigkeit werden kann, zieht er es lieber vor, den Winter über auf eine Handelsreise zu gehen. Doch sei das nicht schon genug Grund zum Ärgern, steht schon neuer Unmut ins Haus: In Form des Wildfangs Kilian, eines 7-jährigen Jungen mit einem Engelsgesicht, den Alyss kurzzeitig in ihre Obhut nimmt. Doch eines Tages wird der Junge entführt und mit ihm verschwindet auch die wertvolle Brautkrone von Alyss. Wer hat ein Interesse an der Familie des kleinen Kilians und wer wusste, wo sich die Brautkrone befindet? Zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Marian und dem Kaufmann John versucht Alyss, die Fragen zu klären.

Um einen das Leben des 15. Jahrhunderts näher zu bringen und so ein Gefühl für diese Zeit zu erhalten, wählt Andrea Schacht wohl bewusst die Ausdrucksweise der damaligen Zeit in Einbindung vieler altdeutscher Begrifflichkeiten. Dies hatte zur Folge, dass ich einige Seiten benötigte, um mich in der Geschichte zurecht zu finden und auch, dass es sich hierbei um den 2. Teil einer Serie handelt. Diese Irritation ging aber schnell vorbei und man kommt auch ohne Kenntnis des 1. Teils problemlos mit der Geschichte zurecht. Es gibt zwar gelegentlich Verweise auf „Gebiete sanfte Herrin mir“, diese stören aber nicht.

Durch die Benutzung vieler alter Ausdrucksweisen, der anschaulichen Beschreibung von Köln mit seinen verwinkelten Gassen und Gässchen und kleinen Geschichten rund um dessen Einwohner wirkt der Roman atmosphärisch dicht umgesetzt. Zumal die Autorin sich auch viel Zeit lässt, immer wieder das tägliche Leben der Kaufmannsfamilie mit einzubinden. So lernt man nach und nach alle Bewohner des Hauses kennen wie auch das nähere Umfeld derer von Doorne. Dies ist durchweg immer sehr unterhaltsam und oft auch sehr witzig dargestellt.

Ihre Protagonistin beschreibt sie als eine tatkräftige, energische junge Frau, die über einen spitzfindigen Humor verfügt, das Herz auf dem rechten Fleck trägt und sich nicht davor scheut, Verantwortung zu übernehmen. Ihr Zwillingsbruder Marian ist noch auf der Suche nach seiner Bestimmung, auch wenn er sich sicher ist, dass er Menschen heilen möchte. In welcher Form muss er jedoch noch herausfinden. Dann ist da der Kaufmann John of Lynne, ein gutaussehender Brite, der ganz eindeutig innigere Gefühle für Alyss empfindet als schicklich wäre, diese aber gut vor ihr zu verbergen versteht. Ja und dann natürlich noch die Jungfern Hedwigis, Leocadie und Lauryn: Alle unterschiedlich im Charakter und ebenfalls detailreich beschrieben. Neben der resoluten Haushälterin gibt es noch ein paar weitere Bewohner des Kaufmannshauses, auf die ebenfalls ausreichend eingegangen wird, sodass man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann.

Der rote Faden der Geschichte ist natürlich die Suche nach Kilian, die sich schwieriger gestaltet als anfangs gedacht und selbstverständlich die Nachforschung nach dem Verbleib der wertvollen Brautkrone. Hier kommen viele Verdächtige infrage, die ein Motiv hätten und so bestreiten Alyss und ihre Freunde auch öfters mal den falschen Weg auf der Suche nach der Krone. Hierbei entdeckt Alyss aber auch das eine oder andere kleine Geheimnis im Umkreis ihres Hauses.

So ist der historische Roman durchweg humorvoll, unterhaltsam und teilweise auch richtig spannend umgesetzt, reflektiert sehr gut das Leben im 15. Jahrhundert und kann auch des Öfteren mit der einen oder anderen interessanten Wendung aufwarten und bietet somit kurzweilige Unterhaltung.

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