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Freitag, 8. April 2011

{Rezension} Cagot von Tom Knox

Verlag: Hoffmann & Campe Verlag
Übersetzer: Sepp Leeb
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Genre: Mystery Thriller
ISBN: 978-3-455-40317-6
Erscheinungsdatum: 28. März 2011
Preis: 19,99 €



Das Rätsel seiner Herkunft

David Martinez erhält von seinem sterbenden Großvater eine merkwürdige Landkarte. Sein letzter Wunsch ist es, das David dieser Landkarte folgt. So begibt sich dieser auf den Weg ins Baskenland und sieht sich hier schon bald der Willkür eines hohen ETA-Aktivisten ausgesetzt und auch seine Nachforschungen gestalten sich äußerst schwierig und lebensgefährlich. Zur selben Zeit ist der Journalist Simon Quinn einer rätselhaften Mordserie auf der Spur. In England werden mehrere alte Menschen auf äußerst brutale Weise ermordet. Alle Mordopfer haben etwas gemeinsam: Sie weisen seltsame Missbildungen an Händen oder Füßen auf und alle sind vor langer Zeit vom Baskenland nach England ausgewandert. Bei seinen Recherchen wird Simon auf einen alten Volksstamm aufmerksam: Den Cagots. Und offensichtlich setzt jemand alles daran, diesen alten Volksstamm aussterben zu lassen. Verschiedene Hinweise deuten auf die Pius-Bruderschaft hin, doch auch ein ETA-Anhänger scheint ein großes Interesse daran zu haben, dass bald auch der letzte Cagot gestorben ist.

Bei den Cagots handelt es sich um eine Personengruppe, die zwischen dem 13. bis zum 19. Jahrhundert ausschließlich in Spanien und Frankreich lebten, in dieser Zeit massiven Diskriminierungen ausgesetzt waren und denen ein sehr negativer Ruf anhaftete. Die Cagots waren vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, mussten Kirchen durch extra eingesetzte Türen betreten und durften auch nicht auf gemeindeeigenen Friedhöfen bestattet werden. Ihr negativer Ruf begründete sich durch teilweise Deformierungen, ihnen wurde Kannibalismus nachgesagt und ihr Geisteszustand wurde in Frage gestellt. Zwar wurden ihnen durch die Französische Revolution sämtliche Bürgerrechte wieder zugesprochen, doch trotzdem wanderten viele Cagots aus dem Baskenland und der Bretagne aus. Ihre Herkunft ist ungeklärt. Manche gehen davon aus, dass sie Nachfahren der Sarazenen sind, andere glauben, dass sie den arianischen Westgoten abstammen.

Tom Knox beginnt seinen Thriller äußerst rasant und hält dieses hohe Erzähltempo während der kompletten Story bei. So gestaltet sich diese von Anfang an äußerst spannend und die häufigen Wechsel zwischen den Erzählsträngen von David und Simon sorgen ebenfalls dafür, dass während des kompletten Buches absolut keine Langatmigkeit aufkommt. Diese beiden Erzählstränge sind anfangs völlig voneinander losgelöste Geschichten, die erst im Lauf des Thrillers zueinander finden. Denn jeder der Beiden verfolgt anfangs ein unterschiedliches Ziel, welches jedoch nach und nach nur auf ein Thema hinausläuft: Den Cagots. Diese Personengruppe ist der Dreh- und Angelpunkt der Story und somit entwickelt sich diese auch ziemlich komplex, da viele verschiedene Gruppierungen ein Interesse an den Cagots haben bzw. hatten und deren Vergangenheit in das aktuelle Geschehen mit eingreift. Teilweise fand ich es etwas überladen bzw. konstruiert, aber irgendwie gelingt es Tom Knox doch immer wieder, seine Geschichte relativ schlüssig und vor allem extrem fesselnd zu erzählen.

Was ich wirklich als gut gelungen fand, war die Vermischung von Fiktion und Wahrheit. So lässt Tom Knox viele reale Informationen mit einfließen und baut hierum eine gelungene fiktive Geschichte. Allerdings ist sein Sprachstil auch nichts für Zartbesaitete. Stellenweise beschreibt er recht brutal einige Szenen, die einem schon wirklich unter die Haut gehen. Ansonsten ist sein Schreibstil sehr flüssig und absolut fesselnd.

Seine Protagonisten David und Simon sind gut ausgearbeitet und in ihrem Verhalten zumeist nachvollziehbar. Vor allem die Zweifel, die David im Lauf des Thrillers kommen, sind verständlich dargestellt. Einzig die Figur des ETA-Aktivisten Miguel war in meinen Augen manchmal etwas übertrieben. So wirkt er unbezwingbar, extrem brutal, dabei äußerst intelligent und in seinem Verhalten oft unverständlich. Allerdings wird dieses Verhalten auch im Lauf des Thrillers erklärt und dadurch verständlicher.

Fazit: Ein extrem rasanter Thriller, der es in meinen Augen durchaus mit Dan Brown aufnehmen kann.

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