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Montag, 2. Mai 2011

{Rezension} Die Löwin von Aquitanien von Tanja Kinkel

Verlag: Goldmann Verlag
Genre: Historischer Roman
Taschenbuchausgabe: 464 Seiten
ISBN: 3442411580
Erscheinungsdatum: 01. November 1991
Preis: € 8,95



„… Wenn es nicht wahr ist, dann ist es eine gute Geschichte …“

Um 1122 in Aquitanien: Alienor wächst mit der Gewissheit auf, eines Tages die Herzogin von Aquitanien zu werden. Bis ihr Bruder geboren wird und ihre geliebte Mutter bei dessen Geburt stirbt. Notgedrungen heiratet sie 15-jährig den 1 Jahr älteren Louis, der kurz darauf König von Frankreich wird. Durch Intrigen sterben kurz darauf ihr Bruder Aigret wie auch ihr Vater Guillaume und das Herzogtum Aquitanien fällt an Alienor zurück. Die Ehe mit Louis, aus der 2 Töchter hervorgehen, befriedigt die selbstbewusste, politisch engagierte Alienor nicht. Zwar liebt ihr Ehemann sie abgöttisch, doch sie kann für den gottesfürchtigen Mann zumeist nur Mitleid empfinden und Alienor soll einmal gesagt haben: „… Ich habe einen Mönch geheiratet, keinen Mann. …“

Um ihrer Langeweile zu entfliehen, nimmt sie im Jahr 1147 zusammen mit Louis VII. am zweiten Kreuzzug teil. In Antiochia trifft sie auf ihren geliebten Onkel Raymond, mit dem sie schon bald ein Verhältnis anfängt. Zurück in Frankreich engagiert sich Alienor aktiv in der Politik des Landes, was dem Ziehvater und Berater ihres Gatten, Abt Suger, ein Dorn im Auge ist. Ihr Ruf gerät immer mehr in Misskredit, ihre Feinde nehmen zu, doch dies stört Alienor in keiner Weise.

Einige Zeit nach der Rückkehr vom Kreuzzug lernt Alienor den 10 Jahre jüngeren Henry Plantagenet, Sohn von Königin Maud, kennen. Mit allen Mitteln forciert sie nun die Annullierung ihrer Ehe mit Louis VII., was ihr schlussendlich gelingt und im Jahr 1152 heiratet sie Henry Plantagenet. Nicht nur, dass diese Heirat für ihren Ex-Gatten wie ein Schlag ins Gesicht ist, auch sind Alienor und Henry nun das einflussreichste Paar auf dem Kontinent und ernstzunehmende Rivalen für Frankreich. Sechs Jahre nach ihrer Heirat wird Henry König von England und Alienor schenkt ihm während ihrer Ehe acht Kinder.

Henry II. akzeptiert Alienor als gleichwertige Partnerin und so regieren sie zumeist erfolgreich über England und Aquitanien. Ihre Liebe zueinander ist geprägt von großer Leidenschaft und Liebe bis Alienor eines Tages feststellen muss, dass Henry sie schon seit Monaten mit einer Mätresse betrügt. Dies lässt sie sich nicht gefallen und sinnt auf Rache, was letztendlich zu einer offenen Rebellion gegen Henry II. führt, welche jedoch missglückt. Ihr Sohn Richard, der Lieblingssohn von Alienor, kann nicht verhindern, dass Henry II. seine Frau in Gefangenschaft setzt, die 16 Jahre andauern soll. Aber selbst dies vermag Alienor nicht zu brechen und so verhilft sie ihrem Sohn Richard nach dem Tod von Henry II. auf den Thron und hält für ihn die Regierungsfäden in Händen, während Richard selbst das Kreuz nimmt. Im Alter von 82 Jahren stirbt Alienor im Jahr 1204 und wird neben ihrem Ehemann Henry II. beigesetzt.

Alienor von Aquitanien war eine der schillerndsten Figuren des Mittelalters. Sie soll eine grandiose Politikerin gewesen sein, eine Förderin der Troubadoure, das Leben einer Dirne geführt haben, sie war mit zwei Königen verheiratet und zwei ihrer Kinder wurden Könige von England. Sie war die Mutter von Richard Löwenherz und John Ohneland.

Dieses bewegte Leben hat Tanja Kinkel versucht, in ihrem Roman zu erzählen und es gelingt ihr ziemlich gut. Sie schildert Alienor von klein auf als extrem ehrgeizig, gott- und zügellos, machthungrig, leidenschaftlich, mutig, romantisch und liebevoll gegenüber ihren Kindern, mit Ausnahme ihres jüngsten Sohnes John.

Anfangs bezieht sich das Buch noch ausschließlich auf Alienor, mit der Zeit wechselt die Autorin jedoch öfter auch mal die Handlungsstränge. Und so lernt man auch Henry II., Louis VII. wie auch Richard Löwenherz besser kennen, was einem natürlich auch ihre Charaktere näher bringt, ihre politischen Ränkespiele verstehen lässt und man so auch ihre Beziehungen untereinander kennen lernt.

Allerdings springt so richtig der Funken beim Lesen nicht über. Keine Frage, Tanja Kinkel kann erzählen und dies auch sehr farbenfroh und lebendig. Jedoch wurde Alienor wie auch die anderen Figuren für mich nicht recht greifbar. Die geschichtlichen Abläufe, der offensichtlich eine fundierte Recherche zu Grunde liegt,  verpackt die Autorin wirklich sehr gut zu einer spannenden Story, die einen fesselt und in seinen Bann zieht. Und dennoch fehlt den Mitwirkenden irgendwie etwas, um letztendlich einen Bezug zu ihnen zu erhalten und einen mit ihnen mit fiebern zu lassen. Gerade aus der so leidenschaftlichen, lebenshungrigen Figur der Alienor hätte man meiner Meinung nach etwas mehr herausholen können.

Fazit: Aber ansonsten ist es wirklich ein sehr gut geschriebener und vor allem außerordentlich unterhaltsamer, interessanter, spannender Roman, gerade auch für Leser, die sich für das Leben von Alienor von Aquitanien interessieren.
 

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